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bipolar oder wiederkerende Depression? (4 Antworten)

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Hallo!

Genauso neu wie ich in diesem Forum bin, ist auch meine Diagnose ueber Bipolar 2.
Ich bin allerdings etwas unerfahren, ja vielleicht auch ein wenig durcheinander wegen der Diagnose, und erhoffe mir in diesem Forum ein paar qualifizierte Antworten auf meine Fragen.


--------wem das zu lang ist, der kann bis zu der gestrichelten Linie weiterscrollen-------------
Zuerst einmal ein bisschen was zu meiner Person.
Ich war eigentlich nie besonders Kontaktfreudig. Auf andere Menschen zugehen faellt mir seit meiner Kindheit schwer, die ersten Erlebnisse an die ich mich in diesem Zusammenhang erinnere waren noch bevor ich in die Schule kam. Damals schickte ich immer meinen Bruder vor um bei den Nachbarn zu erfragen ob unser Freund zu hause ist, waehrend ich mich hinter der Hecke versteckte. Damals waren das nur gegen Erwachsene gerichtet, mit der Zeit hat sich diese extreme Schuechternheit auch auf gleichaltrige ausgeweitet. Mit der Zeit wurde ich immer zurueckgezogener, hing lieber vor dem PC rum und ging nichtmehr vor die Tuer.
Rueckblickend kann ich eigentlich sagen, dass ich immer ziemlich gute Freunde in der Schule hatte, trotzdem wollte ich so wenig wie moeglich mit ihnen zutun haben. Allein die Vorstellung auf eine Party oder Kirmes zu gehen war fuer mich der blanke Horror. An eine Freundin hab ich damals nichtmal gedacht, ich kam schon mit den Leuten die mir minimal Nahe standen nicht zurecht.
Mit 16 oder 17 sties ich zum Glueck auf das Thema Soziale Phobie, sah aber schlicht keinen Weg all die guten Tipps und Ratschlaege die es darueber zu lesen gibt in die Tat umzusetzen. Es erschien mir schlichtweg unmoeglich.
Dieses Gefuehl, dass man ploetzlich genau weiss, was das Problem ist, aber einfach zu schwach ist, um etwas degegen zu tun...
Zwischenzeitlich hatte ich mich schon total abgekapselt, Ausbildung machte ich zwar, aber meine Freizeit bestand nur aus dem Essen mit meinen Eltern und dem PC.
Nur ein alter Freund von mir aus der Grundschule, der mich seit Jahren nicht gesehen hatte knebelte ewig an mir rum, das wir mal was unternehmen sollten. Ich war zwar ziemlich abweisend, aber (zum Glueck!) ist er einer von der hartnaeckigen unbeirrbaren Sorte. :)

Am Tag als ich meine Abschlusspruefung mache, hab ich besagten Freund dann zufaellig getroffen und er fragte ob ich Lust haette auf eine Party zu gehen. Durch den Stress von der Pruefung hab ich mal zugestimmt. Zwar hab es schon ein paar Tage spaeter bereut, aber manchmal ist so eine Soziale Phobie auch von Vorteil: Man hat auch Angst wieder abzusagen.
Im Nachhinein koennte das die erste Hypomanie gewesen sein.

Und so begann eine Zeit voller Alkohol und Gesellschaft. Ich hab mich nie wirklich wohlgefuehlt auf Partys und Kirmes, stand meistens einfach nur so rum, das war schon anstrengend genug.
Zwischendrin waren aber auch immer die Phasen voelliger Zurueckgezogenheit. Ich habe immer mal wieder ein ganzes Wochenende vor dem PC verbracht. Hinzu kam aber jetzt was neues: Ich hatte nichtmal mehr Lust irgendwas am PC zu spielen. Oder zu lesen/ im Internet zu surfen.
Ich wusste eigentlich garnicht warum ich vor dem PC sitze. Ich sass einfach nur da und langweilte mich.
Die Symptome der sozialen Phobie gingen nie wirklich weg. Noch heute hab ich ein ungutes Gefuehl wenn ich vor die Tuer gehe. Schwitzende Haende an der Supermarktkasse z. B. und ich schiebe wichtige Anrufe tagelang vor mir her.

In den darauffolgenden Jahren gab es aber immer mal wieder gute Phasen, in den ich durchaus kontaktfreudiger war. Ich traf dann alte Freunde aus der Schule wieder, oder aus der Ausbildung. Manche dieser Freundschaften sind bis heute geblieben. In diesen Phasen hab ich mich auch oft sehr sehr besoffen. Meine Libido war trotzdem nie vorhanden, irgendwie hab ich den Trieb schon total abgetoetet, vielleicht aus Selbstschutz, um nicht total zu verzweifeln.

Mit der Zeit wurden die Depressionen aber auch immer schlimmer. Am schlimmsten und mit gelegentlichen Selbstmordgedanken vor fuenf Jahren als ich auf Jobsuche war und immer wieder Absagen bekam. Fuer vier Wochen war es da so schlimm. Zu der Zeit wusste ich allerdings nocht nicht, ob es Depressionen sind. Ich dachte es ist einfach nur die Traurigkeit ueber die soziale Lage
zusammen mit der hoffnungslosigkeit der Jobsuche.Ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt deswegen zum Arzt zu gehen, hatte aber auch immer eine diffuse Angst, dass der meine Probleme
als Simulieren abtut oder mich nicht ernst nimmt.

Normalerweise geht es mir immer dann am schlechtesten wenn ich frei habe. Wenn ich arbeite ist es aushaltbar, weil ich mit anderen Menschen zutun habe und generell was zutun habe. Allerdings ist diese negative immer da, nur in den guten Phasen nicht. Die sind allerdings recht selten. Ca. einmal pro Jahr fuer 4 Wochen.

Letzten Spaetsommer/ Herbst war die letzte Hypomanie, wenn es denn eine war. Den Ausloeser kenne ich, moechte es aber hier nicht schreiben, aus Angst identifizierbar zu werden.
In der Zeit habe ich es sogar geschafft eine Frau zu Daten, fuer mich ein Wahnsinnserfolg. Ist leider nichts draus geworden, aber immerhin. Ich verspuerte auch zum ersten Mal wirkliches Interesse am anderen Geschlecht. Schaute oft Frauen auf der Strasse hinterher, vor der Phase war manchmal anderen Maennern in meinem Umfeld aufgefallen, dass ich das ueberhaupt nicht mache.
Ich bin auch umgezogen und habe mir einen anderen Job gesucht. Alles nicht so schlecht, naja das mit dem Umzug war vielleicht nicht ganz so sinnvoll. Das merkwuerdige war aber, das die Hypomanie (oder was auch immer das war) ueber mehrere Monate anhielt. Zwar wurde das gute Gefuehl mit der Zeit schwaecher, aber es ging nicht weg. Das es sich um eine Hypomanie handeln koennte, hab ich zu dem Zeitpunkt allerdings nicht in Betracht gezogen. Ich dachte ich waere endlich auf dem weg zur Heilung von der sozialen Phobie. Ich dachte ich muesste nur genau so weitermachen und alles wird gut.

Allerdings kam die gedaempfte Stimmung wieder, und da ich mittlerweile einen Bekannten habe der auch Depressionen hat, wusste ich so langsam auch, was mir fehlt und hab mich endlich dazu Entschlossen zum Arzt zu gehen.
Der Termin war fuer mich so schlimm wie tausend Zahnarzttermine zusammen (vor dem hab ich auch tierische Angst) und ich war danach recht aufgeloest.

Ich bin hingegangen weil ich dachte ich hab Depressionen und eine Soziale Phobie und der Arzt hat mir eine bipolare Stoerung II diagnostiziert.

- die guten Phasen hab ich fuer Phasen gehalten, in denen ich mal normal war. Ich habe gedacht ich waere dauerhaft depressiv und in den Phasen geht die Depression mal weg und die soziale Phobie faehrt sich auf ein Mindestmass zurueck.

- oder ich bin wirklich bipolar und die soziale Phobie daempft die Hypomanie so, dass sie in dieser Zeit kaum Schaden anrichten kann. Die geringeren Hemmungen werden durch die immer schon gesteigerten Hemmungen der sozialen Phobie wieder ausgeglichen.
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Alles in allem laeuft es erstmal nur auf diese eine Frage hinaus:
Woran erkenne ich denn, dass ich wirklich hypomanische Phasen habe oder ob die Phasen nur das seltene nichtvorhandensein einer Depression sind?

Ich hab das jetzt auch mal genutzt um mir meine ganze Geschichte von der Seele zu schreiben. Ich weiss, eventuell gehoert das auch eher in ein Forum mit sozialer Phobie als Thema. Wem das zuviel ist, der kann es ja ueberlesen.

Gruesse
zunami

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