Hallo zusammen,
ich habe mich gerade hier angemeldet und fürchte, mein Bericht wird etwas zu lang. Ich bin wahrscheinlich Angehörige.
Mein Freund und ich sind, bzw. waren knapp 3,5 Jahre zusammen. Letztes Jahr hatte er einen schlimmen Zusammenbruch, einen Burnout mit einer schweren Depression, wegen der er auch 3 Monate in einer Tagesklinik war. Seither nimmt er eine sehr schwache Dosis Opipramol ein (1/2 Tablette). Seit dieser Zeit wohnte er auch so halb bei mir, er hat aber immer noch seine eigene Wohnung. Tendenziell hat er, seit ich ihn kenne, ein etwas launisches Temperament, hohes Schlafbedürfnis und antriebsschwach und dann völlig überdreht und hyperaktiv. Ich fand das aber immer noch im Rahmen.
Vor etwa 5 Wochen kippte dann alles in eine andere, völlig extreme Richtung. Ich kam von einer Geschäftsreise zurück, während der wir jeden Tag telefoniert haben, da habe ich noch nichts Besonderes an ihm feststellen können. Aber als ich wieder zuhause war, war irgendwas komisch an ihm. Er war immer gereizter und völlig überdreht. Er hat kaum noch geschlafen und viel getrunken. Es gab ein paar unschöne Szenen, wo er einfach gegangen ist, weil ihm was nicht gepasst hat, was ich gesagt oder gemacht habe. Auch ein versuchte Klärungsgespräch eskalierte. In diesem fiel dann auch zum ersten mal der Begriff manisch-depressiv, also dass es bei ihm wohl den Verdacht gebe. Aber eben nur einen Verdacht, keine Diagnose. Er erzählte mir, dass er nicht aufhören kann zu denken, immer Ideen in seinem Kopf und er versuche das kontrollieren, was nicht funktionierte. Sein Verhalten wirkte wie ferngesteuert. Also das war noch sein Körper, aber es war, als würde da jemand anderes drin die Führung übernehmen. Das waren ungefähr drei Wochen, in denen ich ihn fast nicht zu Gesicht bekommen habe. Wir hatten aber per sms und auch Telefon regelmäßig Kontakt. Darum weiß ich auch, dass er leider in dieser Zeit Nachts auf der Straße überfallen wurde und ausgeraubt und ich fürchte, das hat ihm den Rest gegeben. Als wir uns dann das nächste mal sahen, ist er nach weniger als einer Stunde, in der er mehr in seinem Handy als bei mir war, wieder wutentbrannt/verletzt davon gestoben, weil ich was gesagt habe, was ihm nicht gepasst hat. Aber diesmal hat er seinen Schlüssel für meine Wohnung hier gelassen und gesagt, er wolle in den nächsten Tagen seine Sachen abholen kommen. Das war vor 14 Tagen und seit dem habe ich nichts wieder von ihm gehört.
Gerade bekam ich einen Anruf von einer gemeinsamen Bekannten, die ihn beruflich zwei mal getroffen hat und sie meinte, er wäre sehr durcheinander und konfus. Er hat ihr erzählt, dass wir gerade eine Auszeit hätten, andereseits hätte er gerade keine Zeit, eine Verabredung einzuhalten, weil er bei seiner Freundin im Bett liege und sie jetzt zu Ikea fahren muss, aber das solle sie bitte nicht rumerzählen. Außerdem wären ganz viele Freunde und Verwandte gestorben und mir könne er das nicht erzählen, weil ich nicht zuhören sondern nur rumbrüllen würde… das ist merkwürdig, denn diese Todesfälle müssen in die Zeit gefallen sein, da wir noch Kontakt hatten und sehr wohl ruhige Gespräche geführt haben. Gleichzeitg kontaktiert er mich jetzt über Facebook. Da ich ihn ja nun doch sehr gut kenne, bin ich jetzt an dem Punkt, wo ich denke, das ist wirklich nicht mehr er.
Nach allem, was ich in der Zwischenzeit hier und anderswo über die Krankheit gelesen habe, würde es mich nicht wundern, wenn es auf ihn zuträfe. ich weiß, dass niemand außer einem Arzt eine Diagnose stellen kann. Meine Frage an euch ist, falls es eine manische Episode ist: gibt es irgendetwas, was ich tun kann? Ich fühle mich sehr hilflos und hin und her gerissen zwischen ‚mach doch was du willst’, ‚ich muss meine eigene Haut retten’ und ‚er ist doch mein bester Freund, da kann ich doch nicht tatenlos zusehen’. Ich überlege, ob ich irgendwen informieren kann/sollte. Er hat die Tendenz dann sehr risikobereit Auto zu fahren. Aber ich brauche jetzt selber Abstand, sonst dreh ich mich ja nur noch um ihn. Am liebsten würde ich den Kontakt gerade ganz abrechen und nichts mehr mit diesem Kaos zu tun haben. Ich weiß zum Teil nicht mal, was ich fühle…
Danke fürs mitlesen!
Camille
ich habe mich gerade hier angemeldet und fürchte, mein Bericht wird etwas zu lang. Ich bin wahrscheinlich Angehörige.
Mein Freund und ich sind, bzw. waren knapp 3,5 Jahre zusammen. Letztes Jahr hatte er einen schlimmen Zusammenbruch, einen Burnout mit einer schweren Depression, wegen der er auch 3 Monate in einer Tagesklinik war. Seither nimmt er eine sehr schwache Dosis Opipramol ein (1/2 Tablette). Seit dieser Zeit wohnte er auch so halb bei mir, er hat aber immer noch seine eigene Wohnung. Tendenziell hat er, seit ich ihn kenne, ein etwas launisches Temperament, hohes Schlafbedürfnis und antriebsschwach und dann völlig überdreht und hyperaktiv. Ich fand das aber immer noch im Rahmen.
Vor etwa 5 Wochen kippte dann alles in eine andere, völlig extreme Richtung. Ich kam von einer Geschäftsreise zurück, während der wir jeden Tag telefoniert haben, da habe ich noch nichts Besonderes an ihm feststellen können. Aber als ich wieder zuhause war, war irgendwas komisch an ihm. Er war immer gereizter und völlig überdreht. Er hat kaum noch geschlafen und viel getrunken. Es gab ein paar unschöne Szenen, wo er einfach gegangen ist, weil ihm was nicht gepasst hat, was ich gesagt oder gemacht habe. Auch ein versuchte Klärungsgespräch eskalierte. In diesem fiel dann auch zum ersten mal der Begriff manisch-depressiv, also dass es bei ihm wohl den Verdacht gebe. Aber eben nur einen Verdacht, keine Diagnose. Er erzählte mir, dass er nicht aufhören kann zu denken, immer Ideen in seinem Kopf und er versuche das kontrollieren, was nicht funktionierte. Sein Verhalten wirkte wie ferngesteuert. Also das war noch sein Körper, aber es war, als würde da jemand anderes drin die Führung übernehmen. Das waren ungefähr drei Wochen, in denen ich ihn fast nicht zu Gesicht bekommen habe. Wir hatten aber per sms und auch Telefon regelmäßig Kontakt. Darum weiß ich auch, dass er leider in dieser Zeit Nachts auf der Straße überfallen wurde und ausgeraubt und ich fürchte, das hat ihm den Rest gegeben. Als wir uns dann das nächste mal sahen, ist er nach weniger als einer Stunde, in der er mehr in seinem Handy als bei mir war, wieder wutentbrannt/verletzt davon gestoben, weil ich was gesagt habe, was ihm nicht gepasst hat. Aber diesmal hat er seinen Schlüssel für meine Wohnung hier gelassen und gesagt, er wolle in den nächsten Tagen seine Sachen abholen kommen. Das war vor 14 Tagen und seit dem habe ich nichts wieder von ihm gehört.
Gerade bekam ich einen Anruf von einer gemeinsamen Bekannten, die ihn beruflich zwei mal getroffen hat und sie meinte, er wäre sehr durcheinander und konfus. Er hat ihr erzählt, dass wir gerade eine Auszeit hätten, andereseits hätte er gerade keine Zeit, eine Verabredung einzuhalten, weil er bei seiner Freundin im Bett liege und sie jetzt zu Ikea fahren muss, aber das solle sie bitte nicht rumerzählen. Außerdem wären ganz viele Freunde und Verwandte gestorben und mir könne er das nicht erzählen, weil ich nicht zuhören sondern nur rumbrüllen würde… das ist merkwürdig, denn diese Todesfälle müssen in die Zeit gefallen sein, da wir noch Kontakt hatten und sehr wohl ruhige Gespräche geführt haben. Gleichzeitg kontaktiert er mich jetzt über Facebook. Da ich ihn ja nun doch sehr gut kenne, bin ich jetzt an dem Punkt, wo ich denke, das ist wirklich nicht mehr er.
Nach allem, was ich in der Zwischenzeit hier und anderswo über die Krankheit gelesen habe, würde es mich nicht wundern, wenn es auf ihn zuträfe. ich weiß, dass niemand außer einem Arzt eine Diagnose stellen kann. Meine Frage an euch ist, falls es eine manische Episode ist: gibt es irgendetwas, was ich tun kann? Ich fühle mich sehr hilflos und hin und her gerissen zwischen ‚mach doch was du willst’, ‚ich muss meine eigene Haut retten’ und ‚er ist doch mein bester Freund, da kann ich doch nicht tatenlos zusehen’. Ich überlege, ob ich irgendwen informieren kann/sollte. Er hat die Tendenz dann sehr risikobereit Auto zu fahren. Aber ich brauche jetzt selber Abstand, sonst dreh ich mich ja nur noch um ihn. Am liebsten würde ich den Kontakt gerade ganz abrechen und nichts mehr mit diesem Kaos zu tun haben. Ich weiß zum Teil nicht mal, was ich fühle…
Danke fürs mitlesen!
Camille