Verehrtes Forum,
Einige (vermutlich nicht so viele) von Euch werden sich noch an mich erinnern. Als "aerophil" habe ich vor 12 Jahren in diesem Forum meine Diagnose gefunden (nachdem ich schwer depressiv völlig verwirrt über meinen Zustand war). Bis 2006 war ich hier noch recht aktiv und habe dann Ende 2009 noch mal kurz geschrieben. Ich erninnere mich noch an Friday, Martina, Heike, rhz, Matthias, rAdler, cgs - auch auf die Gefahr hin Leute vergessen zu haben. Konstruktive Grüße auch an die Admins.
Bevor ich in einem extra Post auf meine aktuelle Fragestellung eingehen möchte, werde ich hier für das Forum noch etwas meinen (vornehmlich letzten) Werdegang und meinen aktuellen Zustand dokumentieren : (Achtung, dieser Text enthält einige recht "plastische" Schilderungen schwieriger Situationen)
Zur Erinnerung: 1998 habe ich in meiner Heimatstadt Hamburg den Dipl.Ing. Elektrotechnik gemacht und war dann einige Zeit in der Software-Industrie in England, bevor ich 2000 in Texas meinen Berufspilotenschein gemacht habe (daher mein früherer Nick "aerophil"). Nach einem Job in der Simulator-Industrie habe ich mitte 2001 meinen damaligen Traumjob bei Cargolifter (Luftschiff-Entwickler) gefunden. Wg. meiner hypomanen Versuchen, zu helfen, Cargolifter vor der Insolvenz zu retten, bin ich noch kurz vor seinem Zusammenbruch im Mai 2002 gekündigt worden und daraufhin in oben beschriebene verwirrte, schwere, suizidale Depression gefallen. Meine erste Phase. Nachdem ich wochenlang gar nicht wußte, was mit mir los ist, habe ich in einem Suizid-Forum einen Hinweis auf dieses Forum gefunden und mir so meine vorl. Diagnose "Bipolar" mit Hilfe der altgedienteren Mitglieder hier selber gestellt. Wg. der idiotischen Wartezeiten bei Psychiatern hat es dann noch endlose Wochen gedauert, bis ich das AD Citalopram gekriegt habe, das mich dann in wenigen Tagen aus den tiefsten depr. Symptomen herausgehoben hat.
Mittlerweile hat sich "Bipolar2" als meine genaue Diagnose herausgestellt und trotz bestem Wollen leider immer mal wieder bestätigt. Bipolar2 in meinen eigenen Worten bedeutet, dass ich keine irrationalen, tiefen und so richtig sozial schädlichen Manien habe. Ich habe nur - sagen wir mal - für meine Umgebung etwas anstrengende aber auch ordentlich produktive Hypomanien, die oft ziehmlich "länglich" sein können. Dadurch werden m.E. die Neurotransmitter im Gehirn gründlicher ausgewaschen, als bei kurzen, tiefen Manien. Deshalb sind die folgenden Depressionen in der Bipolar2 - Erkrankung meist tiefer und länger.
Ich würde gern ohne Phasen auskommen, aber wenn man im Leben voran kommen möchte bzw. glücklich werden möchte, muß man wohl kalkulierte Risiken eingehen ... é vóila die Hypomanie (leichte Manie) ist geboren. Seiner Umgebung wird man dann wohl irgendwann zu erfolgreich / zu glücklich, zu welchem Zeitpunkt man dann unsanft gestoppt wird ... é vóila die mehr oder minder schwere Depression ist da. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Muster bei mir mal durchbrochen werden kann. Irgendwann wahrscheinlich schon. Mein Gefühl ist, dass die Themen, wegen der ich hypoman und depressiv werde, peripherer werden.
Vor 5 Jahren, als ich nach einer Umschulung schon 3 Jahre als Webentwickler selbstständig war, war es der Konflikt mit meinen Eltern, der die Phase auslöste. Damals war ich wegen einer "Intervention meiner Eltern bei meinen Ärzten" dann letztlich über 2 Monate auf einer sehr harten Geschlossenen in München-Haar (einem der gefürchteten Vor-Ort-Krankenhäuser). So unfreiwillig mit extrem schwierigen, sehr kranken "Psychos" eingesperrt zu sein, ist wohl bis jetzt das schwierigste, was ich durchgemacht habe (inkl. einiger kleinerer Schnitzarbeiten an mir). Allerdings hat sich hinterher der Konflikt mit meinen Eltern endlich und - so wie es aussieht - auch endgültig gelöst.
In meinem jetzigen Konflikt um meine Doktorarbeit (beschrieben in meinem nächsten Post) stehen nicht nur meine Eltern sondern meine ganze Großfamilie eindeutig auf meiner Seite. Und das ist ein enormer Segen und trägt viel dazu bei, dass diese Depression nicht so sehr tief ausfällt. Das meine ich damit, dass die Anlässe meiner Phasen peripherer werden.
Zu meinen weiteren Überzeugungen bzgl. der Krankheit: Bipolarität trifft vermutlich sehr viele Kreative, die eine normal kritische Haltung nachhaltig vertreten. Jedenfalls haben sich immer wieder Vorbilder von mir als bipolar herausgestellt, die ich eigentlich für "stabil" gehalten habe. Im Musikbereich z.B. sind das nicht nur Extreme wie z.B. Kurt Cobain oder so, sondern auch Leute wie Sting, Billy Joel (drittmeist verkaufte Platten) oder Sinead O'Connor und Britney Spears. Jedenfalls sehe ich es für mich nicht mehr als Stigma, bipolar sein. Wenn dies der einzige Weg für mich ist, einfach normal glücklich zu sein, dann sei es so.
Was Medis angeht, bin ich klar für einen intelligenten Umgang MIT Ihnen und glaube auch klar an die medizinische Erkenntnis, das zwei Phasenprophylaktika signifikant besser sind, als Eines. Mein Lieblingmedi ist Seroquel und Seroquel Prolong (also Retard). Ich bin nämlich der Auffassung, dass gesunder Schlaf das einzige ist, was manoforme (und damit die gefährlichen) Phasen heilen kann. Und Seroquel Prolong ist das einzige Medikament, dass den Schlaf in der zweiten Nachthälfte fördern kann. Normal nehme ich 450mg Ser. + 450mg Ser. Prolong.
Wg. meiner leichten bis mittleren Depri kriege ich z.Zt. noch Lithium (2,5 Tabs) und 10mg Citalopram. Im Bedarf habe ich Tavor und Ximovan oder Zopiclon zum sicheren Einschlafen.
Genug zum Einstand. Ich werd' vermutlich nicht so ewig hier sein, freue mich aber auf einigen konstruktiven Austausch.
Herzlichst,
Holophil
Einige (vermutlich nicht so viele) von Euch werden sich noch an mich erinnern. Als "aerophil" habe ich vor 12 Jahren in diesem Forum meine Diagnose gefunden (nachdem ich schwer depressiv völlig verwirrt über meinen Zustand war). Bis 2006 war ich hier noch recht aktiv und habe dann Ende 2009 noch mal kurz geschrieben. Ich erninnere mich noch an Friday, Martina, Heike, rhz, Matthias, rAdler, cgs - auch auf die Gefahr hin Leute vergessen zu haben. Konstruktive Grüße auch an die Admins.
Bevor ich in einem extra Post auf meine aktuelle Fragestellung eingehen möchte, werde ich hier für das Forum noch etwas meinen (vornehmlich letzten) Werdegang und meinen aktuellen Zustand dokumentieren : (Achtung, dieser Text enthält einige recht "plastische" Schilderungen schwieriger Situationen)
Zur Erinnerung: 1998 habe ich in meiner Heimatstadt Hamburg den Dipl.Ing. Elektrotechnik gemacht und war dann einige Zeit in der Software-Industrie in England, bevor ich 2000 in Texas meinen Berufspilotenschein gemacht habe (daher mein früherer Nick "aerophil"). Nach einem Job in der Simulator-Industrie habe ich mitte 2001 meinen damaligen Traumjob bei Cargolifter (Luftschiff-Entwickler) gefunden. Wg. meiner hypomanen Versuchen, zu helfen, Cargolifter vor der Insolvenz zu retten, bin ich noch kurz vor seinem Zusammenbruch im Mai 2002 gekündigt worden und daraufhin in oben beschriebene verwirrte, schwere, suizidale Depression gefallen. Meine erste Phase. Nachdem ich wochenlang gar nicht wußte, was mit mir los ist, habe ich in einem Suizid-Forum einen Hinweis auf dieses Forum gefunden und mir so meine vorl. Diagnose "Bipolar" mit Hilfe der altgedienteren Mitglieder hier selber gestellt. Wg. der idiotischen Wartezeiten bei Psychiatern hat es dann noch endlose Wochen gedauert, bis ich das AD Citalopram gekriegt habe, das mich dann in wenigen Tagen aus den tiefsten depr. Symptomen herausgehoben hat.
Mittlerweile hat sich "Bipolar2" als meine genaue Diagnose herausgestellt und trotz bestem Wollen leider immer mal wieder bestätigt. Bipolar2 in meinen eigenen Worten bedeutet, dass ich keine irrationalen, tiefen und so richtig sozial schädlichen Manien habe. Ich habe nur - sagen wir mal - für meine Umgebung etwas anstrengende aber auch ordentlich produktive Hypomanien, die oft ziehmlich "länglich" sein können. Dadurch werden m.E. die Neurotransmitter im Gehirn gründlicher ausgewaschen, als bei kurzen, tiefen Manien. Deshalb sind die folgenden Depressionen in der Bipolar2 - Erkrankung meist tiefer und länger.
Ich würde gern ohne Phasen auskommen, aber wenn man im Leben voran kommen möchte bzw. glücklich werden möchte, muß man wohl kalkulierte Risiken eingehen ... é vóila die Hypomanie (leichte Manie) ist geboren. Seiner Umgebung wird man dann wohl irgendwann zu erfolgreich / zu glücklich, zu welchem Zeitpunkt man dann unsanft gestoppt wird ... é vóila die mehr oder minder schwere Depression ist da. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Muster bei mir mal durchbrochen werden kann. Irgendwann wahrscheinlich schon. Mein Gefühl ist, dass die Themen, wegen der ich hypoman und depressiv werde, peripherer werden.
Vor 5 Jahren, als ich nach einer Umschulung schon 3 Jahre als Webentwickler selbstständig war, war es der Konflikt mit meinen Eltern, der die Phase auslöste. Damals war ich wegen einer "Intervention meiner Eltern bei meinen Ärzten" dann letztlich über 2 Monate auf einer sehr harten Geschlossenen in München-Haar (einem der gefürchteten Vor-Ort-Krankenhäuser). So unfreiwillig mit extrem schwierigen, sehr kranken "Psychos" eingesperrt zu sein, ist wohl bis jetzt das schwierigste, was ich durchgemacht habe (inkl. einiger kleinerer Schnitzarbeiten an mir). Allerdings hat sich hinterher der Konflikt mit meinen Eltern endlich und - so wie es aussieht - auch endgültig gelöst.
In meinem jetzigen Konflikt um meine Doktorarbeit (beschrieben in meinem nächsten Post) stehen nicht nur meine Eltern sondern meine ganze Großfamilie eindeutig auf meiner Seite. Und das ist ein enormer Segen und trägt viel dazu bei, dass diese Depression nicht so sehr tief ausfällt. Das meine ich damit, dass die Anlässe meiner Phasen peripherer werden.
Zu meinen weiteren Überzeugungen bzgl. der Krankheit: Bipolarität trifft vermutlich sehr viele Kreative, die eine normal kritische Haltung nachhaltig vertreten. Jedenfalls haben sich immer wieder Vorbilder von mir als bipolar herausgestellt, die ich eigentlich für "stabil" gehalten habe. Im Musikbereich z.B. sind das nicht nur Extreme wie z.B. Kurt Cobain oder so, sondern auch Leute wie Sting, Billy Joel (drittmeist verkaufte Platten) oder Sinead O'Connor und Britney Spears. Jedenfalls sehe ich es für mich nicht mehr als Stigma, bipolar sein. Wenn dies der einzige Weg für mich ist, einfach normal glücklich zu sein, dann sei es so.
Was Medis angeht, bin ich klar für einen intelligenten Umgang MIT Ihnen und glaube auch klar an die medizinische Erkenntnis, das zwei Phasenprophylaktika signifikant besser sind, als Eines. Mein Lieblingmedi ist Seroquel und Seroquel Prolong (also Retard). Ich bin nämlich der Auffassung, dass gesunder Schlaf das einzige ist, was manoforme (und damit die gefährlichen) Phasen heilen kann. Und Seroquel Prolong ist das einzige Medikament, dass den Schlaf in der zweiten Nachthälfte fördern kann. Normal nehme ich 450mg Ser. + 450mg Ser. Prolong.
Wg. meiner leichten bis mittleren Depri kriege ich z.Zt. noch Lithium (2,5 Tabs) und 10mg Citalopram. Im Bedarf habe ich Tavor und Ximovan oder Zopiclon zum sicheren Einschlafen.
Genug zum Einstand. Ich werd' vermutlich nicht so ewig hier sein, freue mich aber auf einigen konstruktiven Austausch.
Herzlichst,
Holophil