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Hilfe - die bipolare Störung meines Bruders zerstört mich (1 Antwort)

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Hallo,

zuerst: entschuldigt, es ist verdammt lang geworden!

Das ist das erste Mal für mich, dass ich mir Hilfe aus einem Forum suche, doch ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich zerbreche langsam.
Ich habe zuvor einige Anläufe gehabt um mir professionelle Hilfe zu suchen, aber das war bisher immer eine Enttäuschung. Sei es, dass ich gar keine Stütze dort fand und mir nur Nahe gelegt wurde einen Selbstverteidigungskurs zu machen oder mir über Telefon gesagt wurde (nach 15-minutigen Gespräch), man müsse mir Medikamente verschreiben. Insgesamt war ich bei sechs verschiedenen Stellen – leider ohne Erfolg.

Aber nun zu meinem eigentlichen Problem:
Ich komme aus einer fünf-köpfigen Familie. Ich bin das mittlere Kind und habe zwei Brüder. Mein älterer Bruder (James; erfundener Name) ist mittlerweile 29 Jahre alt und leidet seit 10 Jahren an einer bipolaren Störung, die bis heute nicht behandelt wurde. Er war früher sehr schüchtern, doch mit 18 Jahren begann er dann in seinem Freundeskreis die verschiedensten Drogen aus, die aus ihm einen anderen Menschen machten. Es begann bei ihm erst leicht. Im Sommer hatte er meist manische Phasen, zum Herbst und Winter kamen dann die depressiven Phasen. Zu Beginn gingen meine Eltern davon aus, dass er eine späte pubertäre Phase hätte. Wir hatten viele schreckliche und verletzende Auseinandersetzungen Zuhause. Gerade mein Vater ist jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt und einen psychisch sehr fertig machen kann. In seinen ersten manischen Phasen lies sich James Tattoos stechen mit Begriffen wie „Ich bin die Bedrohung“, rasierte sich eine Glatze und kaufte sich ein Luftdruckgewehr sowie eine Armbrust. Damit schoss er nachts aus dem Fenster in einem Studentenwohnheim auf Leute, wo dann die Polizei einschreiten musste. Er brach alle Studiengänge immer wieder ab sowie auch eine Lehrstelle, da er sich jedem überlegen fühlte und sich seiner Meinung nach von unteren Menschen nichts sagen lassen wolle. Zudem begann er auch immer mehr in komische Kreise abzudriften und dealte mit Drogen. Ich arbeitete damals als Nebenverdienst zu meinem Taschengeld noch bei McDonalds, wo er dann eines Tages auftauchte mit vielen Geldscheinen und arrogant an uns Mitarbeiter herantrat. Er erzählte Dinge wie „Ich kaufe den ganzen sch.. Laden und dann müsst ihr wie kleine Sklaven für mich arbeiten.“ Zu mir entgegnete er nur, dass ich erbärmlich sei, dass ich für 7,30€ die Stunde arbeiten würde. Er würde 4.000€ in einer Stunde machen.
(Kurzer Einschub: Er und ich hatten immer ein seltsames Verhältnis zueinander. Er war mein großer Bruder, doch er verachtete mich für viele diverse Dinge, die ich in meiner Kindheit gemacht hatte bspw. das ich sein Lego als kleines Kind auseinander genommen hatte und er sagte mir immer wieder, dass ich eine Systemhure sei)
Ich zog dann mit 19 Jahren kurz vor meinem Abitur aus. Mich belasteten die vielen Streitigkeiten Zuhause zwischen meinen Eltern und die mit James. Als ich dann mit meinem Studium begann, wurden die manischen Phasen immer schlimmer. Es gab Zuhause wieder eine Auseinandersetzung, die so heftig wurde, dass er meinen Eltern mit dem Tod drohte. Mein Vater rief dann die Polizei. Sie führten ihn ab und wiesen ihn in eine geschlossene Klinik ein. James schrieb mir dann eine SMS, dass ich ihm helfen müsse. Ich machte mir Sorgen und fuhr dann aus Geschwisterliebe zu meinem Bruder dort hin. Ich sagte ihm, dass er mir bitte versprechen solle endlich unsere Eltern in Ruhe zu lassen und versuchen solle einfach sein eigenes Leben zu führen. Zudem sagte ich ihm, dass er erst einmal bei mir wohnen könne. Rückblickend war das sehr naiv und dumm. Ohne dass ich mit der Psychiaterin sprach, wollten sie ihn wieder entlassen. Ich sagte ihr, dass es Zuhause große Probleme gebe und er keine Zukunftsperspektiven mehr hätte, doch sie sagte mir nur da könne sie nichts machen, dass sei ein Familienproblem. Kurze Zeit nachdem er dann bei mir wohnte, eskalierte auch bei mir die Situation mit ihm. Er schrie mich an und diktierte alles. Es kamen dann solche Sätze wie bspw. „Frau, mach mir essen“. Ich arbeitete neben meinem Studium noch als studentische Hilfskraft. Dort rief er mich dann an und forderte von mir, dass ich ihn sofort und auf der Stelle abholen solle. Als ich ihm erklärte, dass dies nicht gehe, wurde er nur aggressiv und beleidigte mich. Daraufhin warf ich ihn bei mir raus. Kurz danach tauchte er wieder bei meinen Eltern auf und klaute ihr Auto. Er forderte 50.000€, sonst würde er uns alle umbringen. Mein Vater alarmierte die Polizei, die aber nicht viel machte, da auch hier gesagt wurde, dass es ja quasi kein Diebstahl sei, da es vom Sohn weggenommen wurde. Mein Vater wollte, dass auch ich bei der Polizei aussage, was ein riesen Fehler war. Mir wurde nicht gesagt, dass diese Aussagen über seinen Anwalt ihm zugetragen werden können. Er konnte später alles Wort für Wort lesen. Später teilte er mir dann dazu mit, dass er mich dafür missbrauchen und anschließend in meinem Blut baden wolle. Zudem müsse mir meine verlogene Zunge herausgeschnitten werden.
Mein Vater legte sich mit mir und meinem Partner in einem gemieteten Auto auf die Lauer und wir versuchten eigenständig ihn aufzuspüren. Zudem hielt mein kleiner Bruder und ich nachts im Hause meiner Eltern wache am Fenster, da wir fürchteten, dass er zu uns kommt und uns was antut. (Er hatte noch den Hausschlüssel von dem Haus meiner Eltern.) Ich wollte zu diesem Zeitpunkt einfach nur meine Familie schützen weswegen ich dann dort blieb. Und tatsächlich gab es die Situation, dass er zu uns fuhr. Ich alarmierte sofort die Polizei. Es gab darauf hin eine schreckliche Verfolgungsjagd mit der Polizei. Meine Mutter brach zusammen, weil sie fürchtete, dass James dann gegen einen Baum fahren würde. Die Polizei brach die Verfolgungsjagd allerdings erfolglos ab. Nach zwei Wochen gab es dann die Situation, dass mein Partner das gestohlene Auto geparkt am Waldesrand fand. Also sind mein Vater und ich dort hin. Allerdings gab er mir dann die ehrenvolle Aufgabe in der Nacht zum geparkten Auto zu rennen. Ich hatte noch nie so viel Todesangst, da ich nicht wusste, ob er von irgendwo her angerannt kommt. Ein paar Monate später fiel er wieder in eine Depression. James kam wieder bei meinen Eltern angekrochen, weil er nicht wüsste wo hin. Er hätte kein Geld und ihm tue alles so leid. Meine Eltern sprangen wie immer sofort darauf an. Er zog wieder bei ihnen ein, was nur für eine kurze Zeit gut ging. Es wurde immer schlimmer. Er legte mir einmal ein Messer an den Hals. Er ohrfeigte meine Mutter und hielt ihr den Hals zu. Ich versuchte sogar einmal die psychiatrische Nothilfe zu kontaktieren, da mir ein Psychologe mitteilte, dass ich dort jederzeit anrufen könne, wenn es eine eskalierende Situation gebe. Das tat ich dann auch. Auch das war wieder sehr ernüchternd. Die Frau am Telefon war sehr überfordert und hatte keinen Rat für uns außer die Polizei zu rufen.
Seit ca. zwei Jahren habe ich nun beschlossen keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben. Doch meine Eltern finden das zu kaltherzig von mir. Sie werden immer und immer wieder warm, wenn ihr Sohn sich entschuldigt. Letztes Jahr haben sie mich zu Weihnachten und Ostern ausgeladen, da sie nicht ihren kranken Sohn alleine lassen können. Zudem drängte mein Vater mich dazu mit ihm per Telefonkonferenz zu sprechen. Das Telefonat eskalierte sehr schnell. Kurz darauf hielt er eine echte Schusswaffe an den Kopf meiner Mutter und zog ab. Dann lachte er und sagte „ja so leicht kann man einen Menschen umbringen.“ Sie warfen ihn wieder raus. Von da an, sollte er erst einmal nicht mehr zu ihnen kommen, was er aber natürlich wieder versuchte. Meine Mutter machte ihm mehrmals auf, da sie Angst vor ihm hatte. Bis zu dem einen Tag. Sie öffnete ihm wieder die Tür. Er wollte Geld von ihnen. Mein kleiner Bruder ging nichtsahnend hinunter und sah James am Portemonnaie meines Vaters. Er fragte ihn was das solle und James reagiert sehr genervt und meinte nur „Lass mich in Ruhe Spaßt. Ich hole mir was mir zusteht.“ Daraufhin versuchte mein kleiner Bruder ihn von hinten festzuhalten. Das löste einen absoluten manischen Schub aus. Er verprügelte meinen Bruder und schlug den Kopf meines kleinen Bruders mehrmals gegen die Wand. Er ging zu Boden. Meine Mutter schrie nur. Daraufhin ging James ruhig in die Küche und holte sich ein Messer mit dem er zurückkehren wollte. Meine Mutter schloss noch schnell die Tür zu und flüchtete mit meinem kleinen Bruder aus dem Fenster. Kurz danach floh er und überfiel eine Autovermietstation mit der einer echten Schusswaffe. Kurz darauf stellte ihn das SEK. Selbst auf die schwerbewaffneten SEK-Beamten wollte er noch losgehen. Er kam in eine geschlossene Anstalt und wurde kurz darauf in einen Maßregelvollzug gesteckt. Da ich kein Vertrauen mehr in unsere Justiz hatte, rechnete ich fest damit, dass er bald wieder auf freiem Fuß sein wird. Ich bat meine Eltern inständig darum, dass wir als Familie geschlossen erst einmal auf Abstand gehen. Das hielt genau einen Monat. Dann hielt es mein Vater nicht mehr aus und besuchte ihn, weil sich James wieder einmal entschuldigte. Bald darauf auch meine Mutter. Ich litt unter extremen Schlafstörungen, Panikzuständen und konnte nicht mehr kontrolliert Wasser lassen. Nach drei Monaten war er wieder draußen. Er wurde wegen nichts verurteilt, weil er wegen den Drogen unzurechnungsfähig sei. Eine Behandlung lehnte er auch dort ab. Er wolle keine Medikamente nehmen. Meine Eltern kümmern sich nun vor allem um ihn. Er macht auch jetzt noch keine Therapie. Wir haben deswegen ständig Auseinandersetzungen in der Familie. Nun will ich meinen Partner endlich heiraten. Für uns beide ist klar, dass wir James nicht dabei haben wollen. Es ist einfach zu frisch und wir wollen erst einmal Abstand gewinnen, da mich das zu sehr belastet. Es ist immer ein hin und her. Doch nun habe ich deswegen einen starken Konflikt mit meinen Eltern. Sie sagen mir, dass ich die Familie dadurch zerstören würde und das so kaltherzig von mir sei. Ich habe keinen guten Draht mehr zu ihnen. Mich zieht das alles nur noch mehr runter und ich fühle mich sehr allein gelassen. Was soll ich jetzt noch tun? Die Psychologen hatten alle immer einstimmig mir geraten erst einmal auf Abstand zu gehen und mich selbst zu schützen, doch so verliere ich nun auch noch meine Eltern. Ich ziehe mich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück, weil ich meinen Freunden nicht diesen Ballast zumuten möchte. Auch meine Beziehung ist davon stark belastet. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was wäre euer Rat?

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