Hallo Forum,
ich habe in letzter Zeit die Posts mit Interesse gelesen und mich entschieden, mitzuschreiben. Ich habe mich bisher schlicht nicht getraut, weil ich das Gefühl hatte, ohne Medikamentenerfahrung bin ich hier die absolute Außenseiterin.
Ich bin seit über 30 Jahren bipolar, bekam aber erst vor ca. 2 Jahren die Bipolar I-Diagnose. Da ich mit einem bipolaren Vater aufgewachsen bin, habe ich die aber nicht wirklich gebraucht; ich wusste seit meiner ersten Episode, was mit mir los ist. Die Diagnose bekam ich, weil ich, nachdem ich zum ersten Mal in meinem Leben einen ernsthaften Suizidwunsch hatte, einen Psychiater aufsuchte. Die Macht der Todessehnsucht hatte mich erschreckt. Dennoch brachte ich es nicht über mich, mich auf eine Medikamenteneinnahme einzulassen. Ich habe noch nie Psychopharmaka genommen. Ich war in der Vergangenheit selten richtig depressiv; vielleicht war mein Leidensdruck daher zu gering, um meine entsetzliche Angst vor Medikamenten, die auf meine Psyche Einfluss nehmen, zu überwinden und mich – eine noch schlimmere Vorstellung – in die Abhängigkeit eines Psychiaters zu begeben.
Seit einigen Jahren hat sich meine Krankheit zum Ultra Rapid Cycling hin entwickelt, was es auf der einen Seite hektischer, auf der anderen Seite aber auch einfacher macht, weil ich schlicht weniger Zeit habe, Mist zu machen, bevor sich die Stimmung dreht bzw. normalisiert.
Ich weiß nicht, ob ich es bis zum Ende meiner Tage schaffen werde, ohne Medikamente klarzukommen. Ich will mein Leben ohne Medikamente auch nicht schönreden und ich bin weiß Gott kein leuchtendes Beispiel für gelungenes Krankheitsmanagement. Es ist sehr aufreibend. Ich muss mich ständig disziplinieren und mit Argusaugen beobachten. Jede Nacht ohne ausreichend Schlaf ist ein Risiko, jeder Urlaub ein Wagnis. Jede Begeisterung muss auf ihre Angemessenheit geprüft werden. Regelmäßiger Sport ist ein Muss und Autofahren hochriskant. Ich bin eine sehr anstrengende (Lebens)Partnerin, die ständig zwischen dem Bedürfnis nach übergroßer Nähe und kühler Distanz schwankt. Ich trinke zu viel Alkohol. Meine finanzielle Situation ist meist angespannt und oft desolat. Ich wünsche mir oft, einfach mal zu entspannen, ohne ständig auf der Hut sein zu müssen. Und trotzdem schnürt mir der Gedanke an Psychopharmaka die Kehle zu, weil ich nicht weiß, ob ich unter deren Einfluss noch ich wäre, nur ruhiger? Oder eben doch anders? Würde ich dick, lethargisch, denkfaul, weniger kreativ?
Wie habt Ihr das erlebt? Habt Ihr das Gefühl, dass Euch die Medikamente verändert haben?
ich habe in letzter Zeit die Posts mit Interesse gelesen und mich entschieden, mitzuschreiben. Ich habe mich bisher schlicht nicht getraut, weil ich das Gefühl hatte, ohne Medikamentenerfahrung bin ich hier die absolute Außenseiterin.
Ich bin seit über 30 Jahren bipolar, bekam aber erst vor ca. 2 Jahren die Bipolar I-Diagnose. Da ich mit einem bipolaren Vater aufgewachsen bin, habe ich die aber nicht wirklich gebraucht; ich wusste seit meiner ersten Episode, was mit mir los ist. Die Diagnose bekam ich, weil ich, nachdem ich zum ersten Mal in meinem Leben einen ernsthaften Suizidwunsch hatte, einen Psychiater aufsuchte. Die Macht der Todessehnsucht hatte mich erschreckt. Dennoch brachte ich es nicht über mich, mich auf eine Medikamenteneinnahme einzulassen. Ich habe noch nie Psychopharmaka genommen. Ich war in der Vergangenheit selten richtig depressiv; vielleicht war mein Leidensdruck daher zu gering, um meine entsetzliche Angst vor Medikamenten, die auf meine Psyche Einfluss nehmen, zu überwinden und mich – eine noch schlimmere Vorstellung – in die Abhängigkeit eines Psychiaters zu begeben.
Seit einigen Jahren hat sich meine Krankheit zum Ultra Rapid Cycling hin entwickelt, was es auf der einen Seite hektischer, auf der anderen Seite aber auch einfacher macht, weil ich schlicht weniger Zeit habe, Mist zu machen, bevor sich die Stimmung dreht bzw. normalisiert.
Ich weiß nicht, ob ich es bis zum Ende meiner Tage schaffen werde, ohne Medikamente klarzukommen. Ich will mein Leben ohne Medikamente auch nicht schönreden und ich bin weiß Gott kein leuchtendes Beispiel für gelungenes Krankheitsmanagement. Es ist sehr aufreibend. Ich muss mich ständig disziplinieren und mit Argusaugen beobachten. Jede Nacht ohne ausreichend Schlaf ist ein Risiko, jeder Urlaub ein Wagnis. Jede Begeisterung muss auf ihre Angemessenheit geprüft werden. Regelmäßiger Sport ist ein Muss und Autofahren hochriskant. Ich bin eine sehr anstrengende (Lebens)Partnerin, die ständig zwischen dem Bedürfnis nach übergroßer Nähe und kühler Distanz schwankt. Ich trinke zu viel Alkohol. Meine finanzielle Situation ist meist angespannt und oft desolat. Ich wünsche mir oft, einfach mal zu entspannen, ohne ständig auf der Hut sein zu müssen. Und trotzdem schnürt mir der Gedanke an Psychopharmaka die Kehle zu, weil ich nicht weiß, ob ich unter deren Einfluss noch ich wäre, nur ruhiger? Oder eben doch anders? Würde ich dick, lethargisch, denkfaul, weniger kreativ?
Wie habt Ihr das erlebt? Habt Ihr das Gefühl, dass Euch die Medikamente verändert haben?