Hallo allerseits,
ich habe lange nichts in das Forum geschrieben, da ich es wie wahrscheinlich sehr viele andere primär als Anlaufpunkt wegen meiner Probleme besucht habe.
Kurz zur Vorgeschichte: ziemlich genau vor einem Jahr bin ich aus der Psychiatrie nach 3-monatigen Aufenthalt mit einer schweren- psychotischen Depression nach vorheriger schwerer Manie (BIPO1) entlassen worden und hab mit wackeligen Beinen und 15 Kilo mehr versucht meinen Anschluss in das Leben wieder zu finden.
Was ist seit dem geschehen?
Ich habe mein Auslandssemester in Skandinavien nachgeholt, habe Urlaub in Polen und Marokko gemacht und vor ziemlich genau 2 Wochen die Zusage für meinen Masterplatz an einer der besten Business Schools Europas bekommen.
Die Medikamente konnte ich fast alle absetzen bis auf eine Minimaldosis Lithium und auch da könnte, wenn ich das denn möchte, perspektivisch etwas gemacht werden.
In der Rückbeschau ist das schon ziemlich krass, wie schnell wieder eine neue Relaität (mit der ich anfangs überhaupt nicht leben wollte, weil ich ja VOR MIR SELBST VERSAGT habe) eingekehrt ist.
Aber diese neue Realität ist nicht schlechter, sondern einfach nur anders. Was ich am Anfang als Gleichgültigkeit und sprichwörtliche Stumpfheit empfunden habe, ist zu meinem Freund und Begleiter geworden. Meine Perspektiven und Prioritäten haben sich verschoben. Ich bin viel mehr ich und auch froh, nicht jedem Reiz in welcher Form auch immer, willenlos ausgeliefert zu sein.
Ich definiere mich nicht mehr über Leistung sondern über mich selber und mein Wohlbefinden.
Mir hat dabei sehr geholfen, den folgenden einfachen Satz zu verstehen: Nicht die Welt um uns herum ändert sich, sondern wir ändern uns. Wir konstruieren unsere Umwelt und benutzen permanent Heuristiken (Vereinfachungen), um funktionieren zu können. Aber oft sind das einfach nur Hüllen und anderer Leute Doktrin.
Krankheit ist nur eine Definition, mit der sich Menschen vor ihnen unbekannten Sachen schützen möchten. Ich sage Menschen, mit denen ich zusammen bin, wenn ich es für richtig halte, dass ich manchmal anders denke und fühle.
Für mich ist der Begriff Bipolar kein Stigma mehr, sondern einfach nur ein Teil von mir, genau wie meine Füße und Arme.
Mir mangelt es an nichts und ich muss auf gar nichts im Leben verzichten (außer Halluzinogenen etc., aber das sollte man ja eh nicht nehmen)
Mit derselben Gewissheit, mit der ich in der Depression sagen konnte, dass alles Mist war, kann ich jetzt sagen, dass es gut ist.
Ich habe beschlossen, das, was ich durch die Krankheit gelernt habe, nämlich die ganze Bandbreite menschlichen Fühlens, meine Berufswahl bestimmen zu lassen. Ich glaube, dass kaum jemand so gut wie wir nachfühlen kann, wie beschissen es einem gehen kann und ebenso das andere Extrem.
Meine Strategien sind: So viel schlafen, wie man möchte. Viel Sport, denn Bewegung verarbeitet die ganzen latenten Agressionen. Keine Angst vor Zurückweisung haben, es geht immer weiter!
Vielleicht in einer Situation, in der man früher natürlich noch einen draufgesetzt hätte (die nächste Party, das nächste Date, der nächste Tripp), einmal innezuhalten.
Der Geist dankt einem auch für Entspannung und Reflexion! ;)
Sich in guten Zeiten zu disziplinieren ist glaube ich schwieriger als in schlechten Zeiten durchzuhalten. Nur wer das schafft, läuft auch nicht Gefahr, wieder wer weiß wie abzustürzen.
Aufmunternde Grüße,
Flowerstone
ich habe lange nichts in das Forum geschrieben, da ich es wie wahrscheinlich sehr viele andere primär als Anlaufpunkt wegen meiner Probleme besucht habe.
Kurz zur Vorgeschichte: ziemlich genau vor einem Jahr bin ich aus der Psychiatrie nach 3-monatigen Aufenthalt mit einer schweren- psychotischen Depression nach vorheriger schwerer Manie (BIPO1) entlassen worden und hab mit wackeligen Beinen und 15 Kilo mehr versucht meinen Anschluss in das Leben wieder zu finden.
Was ist seit dem geschehen?
Ich habe mein Auslandssemester in Skandinavien nachgeholt, habe Urlaub in Polen und Marokko gemacht und vor ziemlich genau 2 Wochen die Zusage für meinen Masterplatz an einer der besten Business Schools Europas bekommen.
Die Medikamente konnte ich fast alle absetzen bis auf eine Minimaldosis Lithium und auch da könnte, wenn ich das denn möchte, perspektivisch etwas gemacht werden.
In der Rückbeschau ist das schon ziemlich krass, wie schnell wieder eine neue Relaität (mit der ich anfangs überhaupt nicht leben wollte, weil ich ja VOR MIR SELBST VERSAGT habe) eingekehrt ist.
Aber diese neue Realität ist nicht schlechter, sondern einfach nur anders. Was ich am Anfang als Gleichgültigkeit und sprichwörtliche Stumpfheit empfunden habe, ist zu meinem Freund und Begleiter geworden. Meine Perspektiven und Prioritäten haben sich verschoben. Ich bin viel mehr ich und auch froh, nicht jedem Reiz in welcher Form auch immer, willenlos ausgeliefert zu sein.
Ich definiere mich nicht mehr über Leistung sondern über mich selber und mein Wohlbefinden.
Mir hat dabei sehr geholfen, den folgenden einfachen Satz zu verstehen: Nicht die Welt um uns herum ändert sich, sondern wir ändern uns. Wir konstruieren unsere Umwelt und benutzen permanent Heuristiken (Vereinfachungen), um funktionieren zu können. Aber oft sind das einfach nur Hüllen und anderer Leute Doktrin.
Krankheit ist nur eine Definition, mit der sich Menschen vor ihnen unbekannten Sachen schützen möchten. Ich sage Menschen, mit denen ich zusammen bin, wenn ich es für richtig halte, dass ich manchmal anders denke und fühle.
Für mich ist der Begriff Bipolar kein Stigma mehr, sondern einfach nur ein Teil von mir, genau wie meine Füße und Arme.
Mir mangelt es an nichts und ich muss auf gar nichts im Leben verzichten (außer Halluzinogenen etc., aber das sollte man ja eh nicht nehmen)
Mit derselben Gewissheit, mit der ich in der Depression sagen konnte, dass alles Mist war, kann ich jetzt sagen, dass es gut ist.
Ich habe beschlossen, das, was ich durch die Krankheit gelernt habe, nämlich die ganze Bandbreite menschlichen Fühlens, meine Berufswahl bestimmen zu lassen. Ich glaube, dass kaum jemand so gut wie wir nachfühlen kann, wie beschissen es einem gehen kann und ebenso das andere Extrem.
Meine Strategien sind: So viel schlafen, wie man möchte. Viel Sport, denn Bewegung verarbeitet die ganzen latenten Agressionen. Keine Angst vor Zurückweisung haben, es geht immer weiter!
Vielleicht in einer Situation, in der man früher natürlich noch einen draufgesetzt hätte (die nächste Party, das nächste Date, der nächste Tripp), einmal innezuhalten.
Der Geist dankt einem auch für Entspannung und Reflexion! ;)
Sich in guten Zeiten zu disziplinieren ist glaube ich schwieriger als in schlechten Zeiten durchzuhalten. Nur wer das schafft, läuft auch nicht Gefahr, wieder wer weiß wie abzustürzen.
Aufmunternde Grüße,
Flowerstone