Hallo liebe Leidensgenossen,
nach längerer Abstinenz schreibe ich mal wieder in dieses Forum.
Kurz die hard facts: Ich bin bipolar II, ultra rapid cycler.
Ich wurde jahrelang auf unipolar behandelt, in einem Klinikaufenthalt vor ca. 1,5 Jahren wurde dann die Diagnose bipolar gestellt. Seither werde ich phasenprophylaktisch mit Lamictal und Ergenyl behandelt.
Meine Manien waren vor der Behandlung nie problematisch und wurden auch nicht als solche erkannt (auch nicht von den behandelnden Psychiatern),da diese sich ausschließlich durch "positive" Verhaltensweisen geäußert hatten. Das heißt, ich habe bis zum Umfallen gearbeitet, studiert etc. , meine Wohnungen immer top renoviert, für alles und jeden die Verantwortung übernommen, ... und bin dann immer und immer wieder in eine Depression abgerutscht.
Der Klinikaufenthalt und die anschließende Behandlung hatten nun zur Folge, dass ich nur noch selten (leichte) depressive Phasen habe, doch nun habe ich neuerdings ein Problem, bei dem mir meine Ärzte kaum eine Hilfe sind:
Wenn meine Stimmung nach unten geht, ich mich schlecht konzentrieren kann, mir die Haare ausfallen, und und und, ihr kennt das vermutlich, dann ist die einzige Frage "Haben sie Suizidgedanken?". Wenn ich das verneine, dann ist das Thema abgefrühstückt. Eventuell gibt`s noch ein Neuroleptikum für den Heimweg, aber ansonsten wird eigentlich nichts veranlasst.
Wenn ich hingegen die geringsten Anzeichen einer Hypomanie zeige, dann wird sofort eingehend die Möglichkeit besprochen, meine Dauermedikation zu erhöhen.
Nochmal zur Erinnerung: Meine Manien waren in einem Ausmaß vorhanden, die noch nicht einmal mehrere Psychiater erkannt haben, doch diese werden behandelt, als ob es kein Morgen gäbe. Meine Depressionen hingegen waren so stark, dass ich mehrfach in die Notaufnahme gekommen bin, weil ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Doch diese werden mittlereile wenig bis gar nicht mehr beachtet.
Darüber hinaus scheinen mir die Medis nicht gerade gut zu tun. Meine Hirnleistung ist quasi nicht mehr existent, meinen Beruf und meinen Alltag kann ich nur noch meistern, da ich viel Hilfe von außen habe. Ich habe das Gefühl, hinter einem Vorhang zu leben, alles nur noch zur Hälfte wahrzunehmen, doch egal was ich auch in den Beratungsgesprächen sage, ich erhalte ständig nur neue Medikamente, die mich dämpfen, lähmen - und natürlich meine exorbitanten Manien bekämpfen.
Ach ja, meine Manien sind folgende: ich bin mit einer Freundin nach Mallorca in den Urlaub geflogen und habe dem Ärzteteam eine Postkarte geschickt, auf der tanzende Menschen am Ballermann zu sehen sind. Diagnose: Manie.
Oder der erste Tag im Frühling, an dem die Sonne scheint und ich komme in die Sprechstunde, sage "Danke, bei dem schönen Wetter geht es mir natürlich sehr gut". Diagnose: Manie.
Oder auf der Arbeit ist gerade die Hölle los und ich komme abends schlecht zur Ruhe. Diagnose: Manie.
Also so langsam weiß ich mir echt nicht mehr zu helfen. Die Möglichkeit, dass ich auf postive oder auch stressige Umstände in meinem Umfeld mit erhöhter Aktivität reagiere, wird überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen. Egal, was ich tue, es ist alles nur noch manisch. Und das, wohlgemerkt, bei einem Patienten, dessen Stimmungskurve nahezu immer unterhalb der Normlinie liegt.
Na gut, eines muss ich zur Ehrenrettung meiner Ärzte noch hinzufügen: Meine persönliche Normlinie liegt deutlich über der der meisten Menschen, soll heißen: ja, ich bin ein sehr aktiver Mensch. Ich lache lieber mit Freunden als still in einem Museum zu verweilen. Und ich bastle in meiner Freizeit lieber an antiken Möbeln rum als mir zum 1.000sten mal "Vom Winde verweht" anzuschauen. Ja, Herrgott nochmal, ich habe Familie, Freunde, und ich genieße es, meine Leben mit ihnen zu verbringen und zu lachen. Aber mittlerweile traue ich mich schon fast nicht mehr, auf Geburtstage, in den Urlaub oder weiß Gott wohin zu gehen, aus lauter Angst vor dem, was mir dann wieder manisches angedichtet wird.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder vielleicht einen guten Tipp?
Danke schon mal!
VG
Annette
nach längerer Abstinenz schreibe ich mal wieder in dieses Forum.
Kurz die hard facts: Ich bin bipolar II, ultra rapid cycler.
Ich wurde jahrelang auf unipolar behandelt, in einem Klinikaufenthalt vor ca. 1,5 Jahren wurde dann die Diagnose bipolar gestellt. Seither werde ich phasenprophylaktisch mit Lamictal und Ergenyl behandelt.
Meine Manien waren vor der Behandlung nie problematisch und wurden auch nicht als solche erkannt (auch nicht von den behandelnden Psychiatern),da diese sich ausschließlich durch "positive" Verhaltensweisen geäußert hatten. Das heißt, ich habe bis zum Umfallen gearbeitet, studiert etc. , meine Wohnungen immer top renoviert, für alles und jeden die Verantwortung übernommen, ... und bin dann immer und immer wieder in eine Depression abgerutscht.
Der Klinikaufenthalt und die anschließende Behandlung hatten nun zur Folge, dass ich nur noch selten (leichte) depressive Phasen habe, doch nun habe ich neuerdings ein Problem, bei dem mir meine Ärzte kaum eine Hilfe sind:
Wenn meine Stimmung nach unten geht, ich mich schlecht konzentrieren kann, mir die Haare ausfallen, und und und, ihr kennt das vermutlich, dann ist die einzige Frage "Haben sie Suizidgedanken?". Wenn ich das verneine, dann ist das Thema abgefrühstückt. Eventuell gibt`s noch ein Neuroleptikum für den Heimweg, aber ansonsten wird eigentlich nichts veranlasst.
Wenn ich hingegen die geringsten Anzeichen einer Hypomanie zeige, dann wird sofort eingehend die Möglichkeit besprochen, meine Dauermedikation zu erhöhen.
Nochmal zur Erinnerung: Meine Manien waren in einem Ausmaß vorhanden, die noch nicht einmal mehrere Psychiater erkannt haben, doch diese werden behandelt, als ob es kein Morgen gäbe. Meine Depressionen hingegen waren so stark, dass ich mehrfach in die Notaufnahme gekommen bin, weil ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Doch diese werden mittlereile wenig bis gar nicht mehr beachtet.
Darüber hinaus scheinen mir die Medis nicht gerade gut zu tun. Meine Hirnleistung ist quasi nicht mehr existent, meinen Beruf und meinen Alltag kann ich nur noch meistern, da ich viel Hilfe von außen habe. Ich habe das Gefühl, hinter einem Vorhang zu leben, alles nur noch zur Hälfte wahrzunehmen, doch egal was ich auch in den Beratungsgesprächen sage, ich erhalte ständig nur neue Medikamente, die mich dämpfen, lähmen - und natürlich meine exorbitanten Manien bekämpfen.
Ach ja, meine Manien sind folgende: ich bin mit einer Freundin nach Mallorca in den Urlaub geflogen und habe dem Ärzteteam eine Postkarte geschickt, auf der tanzende Menschen am Ballermann zu sehen sind. Diagnose: Manie.
Oder der erste Tag im Frühling, an dem die Sonne scheint und ich komme in die Sprechstunde, sage "Danke, bei dem schönen Wetter geht es mir natürlich sehr gut". Diagnose: Manie.
Oder auf der Arbeit ist gerade die Hölle los und ich komme abends schlecht zur Ruhe. Diagnose: Manie.
Also so langsam weiß ich mir echt nicht mehr zu helfen. Die Möglichkeit, dass ich auf postive oder auch stressige Umstände in meinem Umfeld mit erhöhter Aktivität reagiere, wird überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen. Egal, was ich tue, es ist alles nur noch manisch. Und das, wohlgemerkt, bei einem Patienten, dessen Stimmungskurve nahezu immer unterhalb der Normlinie liegt.
Na gut, eines muss ich zur Ehrenrettung meiner Ärzte noch hinzufügen: Meine persönliche Normlinie liegt deutlich über der der meisten Menschen, soll heißen: ja, ich bin ein sehr aktiver Mensch. Ich lache lieber mit Freunden als still in einem Museum zu verweilen. Und ich bastle in meiner Freizeit lieber an antiken Möbeln rum als mir zum 1.000sten mal "Vom Winde verweht" anzuschauen. Ja, Herrgott nochmal, ich habe Familie, Freunde, und ich genieße es, meine Leben mit ihnen zu verbringen und zu lachen. Aber mittlerweile traue ich mich schon fast nicht mehr, auf Geburtstage, in den Urlaub oder weiß Gott wohin zu gehen, aus lauter Angst vor dem, was mir dann wieder manisches angedichtet wird.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder vielleicht einen guten Tipp?
Danke schon mal!
VG
Annette