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"Aufgeben" oder nicht (6 Antworten)

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Hallo,

Ich bin seit meinem 13. Lebensjahr bipolar (bzw. nach einem anderen Arzt schizo-affektiv, weil ich nach der Manie psychotisch werde) und nehme seit 10 Jahren regelmäßig Medikamente. Davor nur sporadisch, weil in der (Hypo-)Manie jegliche Krankheitseinsicht gefehlt hat und ich auch immer starke Nebenwirkungen der Medikamente hatte (Haldol: Zittern der Hände, Solian: Hyperprolaktinämie, Zyprexa: 20kg Zunahme in zwei Monaten usw.).

Nun nehme ich seit 10 Jahren Seroquel und habe dadurch eine Leukopenie (Verringerung weißer Blutkörperchen) entwickelt. Mein Arzt meint, dass man diese Nebenwirkung in Kauf nehmen kann. Ich nehme mit 200mg eine geringe Dosis, habe nun 50mg Seroquel retard ausgeschlichen, weil ich einen Krampfanfall in der Nacht hatte (schwere Akathisie) und meine Arme und Hände die Tage darauf stark geschmerzt haben. Akathisien hatte ich schon öfter, aber noch nie so ausgeprägt. Da das ja ein Anzeichen sein kann für bleibende Schäden (Dyskinesien) würde ich gerne weiter reduzieren - ein "Wunschtraum"..

Worum es jetzt aber eigentlich geht: ich habe trotz meiner Krankheit ein Studium abgeschlossen und auch schon in meinem Beruf gearbeitet. Als meine Tochter zwei Jahre wurde, habe ich einen tollen Job gefunden und gehe seitdem wieder arbeiten. Sie wird in einer Krippe und durch meine Mutter betreut, weil mein Mann auch arbeiten geht. Ihr gefällt es dort sehr gut, nur leider war sie bis jetzt oft krank, was aber normal ist.

Der Job hat mir anfangs viel Freude bereitet, ich konnte mich gut konzentrieren (er ist geistig sehr anspruchsvoll) und es passt einfach gut. Durch die Krankheiten meiner Tochter bin ich selbst oft krank geworden (bei einer Leukopenie ist das Immunsystem geschwächt) und somit wurde meine psychische Krankheit auch immer schlimmer. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, sah in allem ein Problem, also der typische Verlauf eben. Bis hin zu einer kurzen psychotischen Phase, die mit Erhöhung der Medikamente schnell vorbei ging.

Ich arbeite nur Halbzeit und mir macht es zu schaffen, dass ich nicht einmal das, derzeit auf die Reihe bekomme. Noch dazu ist unsere Tochter derzeit in einer Trotzphase, die sie nur bei uns Eltern auslebt. Das Fass ist bei mir übervoll und ich fühle mich ständig überfordert.

Da ich wieder sehr hohes Fieber mit einer schlimmen Entzündung bekommen habe, war ich nun zwei Wochen krank geschrieben, in denen ich mir viele Gedanken gemacht habe. Und zwar - Job aufgeben oder nicht? Das wäre natürlich auch finanziell ein Desaster, als verheiratete Frau bekomme ich ja keine Sozialleistungen (lebe in Österreich).

Es ist mir eben auch extrem unangenehm, dass ich nicht mit voller Leistung arbeiten kann. Es wird irgendwann auffallen, dass ich diese nicht erbringen kann und das steigert wieder meine Depression. Andererseits, wenn ich arbeitslos bin, macht mich das auch auf Dauer depressiv.

Ich muss natürlich zugeben, dass mich diese Doppelbelastung (Kind und Arbeit) so aus der Reihe gebracht hat. Ich konnte vorher 30h arbeiten gehen und bin damit gut zurecht gekommen. Soll aber jetzt bitte nicht falsch verstanden werden - ich liebe meine Tochter über alles und bin sehr froh, dass ich sie habe! Also die Familie kommt bei mir natürlich vor der Arbeit, ist klar. Aber wenn ich diese komplett aufgebe, in meinem Bereich gibt es kaum Jobs, ich habe schon mal über ein Jahr gesucht.

Sorry, dass es jetzt so lang wurde. Falls sich jemand die Mühe gemacht hat, meine wirren Gedanken zu lesen, dann bedanke ich mich sehr dafür. :) Und über Tipps/Anregungen usw. würde ich mich natürlich sehr freuen.

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