Hallo,
Ich stöbere schon seit einiger Zeit in diesem forum und habe mich heute dazu durchgerungen mich anzumelden und mein Problem zu Schildern, was mich schon länger begleitet.
Kurz zu mir, ich bin 23 Jahre alt und Studentin. Als Kind hatte ich immer mal wieder plötzliche Anfälle einer gewissen Traurigkeit, die ich aber als normal abtat. Ich war immer eine sehr gute Schülerin, dabei aber auch unsicher, introvertiert und perfektionistisch ohne viel Selbstwertgefühl. Ich konnte besonders meine Unsicherheit aber immer gut überspielen.
Die Probleme begannen, als meine Familie und ich von einer Kleinstadt in eine Großstadt umzogen. Ich war damals 13 Jahre alt und haderte bereits mit einer leichten pubertätsbedingten Gewichtszunahme (ich war immer sehr dünn gewesen).
Nach dem Umzug fand ich in der Schule keinen Anschluss und wurde sogar zeitweise leicht gemobbt. Daraufhin brach bei mir die Magersucht aus, die mich meine gesamte Teenagerzeit begleiten sollte. An meinem tiefsten Punkt wog ich 42 kg (bei 1,72 cm), die Haare fielen mir aus, ich bekam meine Periode nicht mehr usw. Lebensqualität gleich null.
Ich War kurz davor in eine Wg für Essgestörte zu ziehen, machte aber ganz kurz davor einen Rückzug, weil ich Angst hatte und mich schämte.
Irgendwie schaffte ich es, normaler zu essen und zuzunehmen. Trotzdem achte ich, bis heute, extrem auf meine Figur.
Während meiner Magersucht hatte ich auch sehr oft depressive Phasen. Zumindest glaube ich, dass es solche waren.
Nun zum eigentlichen Problem: Für mein Studium zog ich in eine andere Stadt. Das war natürlich eine Riesenumstellung. Das Studium war sehr stressig und anspruchsvoll, und ich konnte mit den Leuten an meiner Fakultät icht besonders viel anfangen.
Ich merkte, wie es mir immer schwerer viel, alltägliche Dinge auf die Reihe zu bekommen, ich hatte nachts manchmal Heulkrämpfe und extreme Schlafstörungen. Ich War einfach mit allem überfordert und fühlte mich wie der letzte Versager, absolut minderwertig allen anderen gegenüber, erbärmlich. Zu der Zeit ritzte ich mich einige Male und trank hin und wieder zu viel, wenn ich alleine war. Ich war wie versteinert, hatte schlimme Schuldgefühle wenn etwas in der Uni nicht klappte. Die Zukunft und Gegenwart waren wie ein großes, schwarzes Loch ohne jede Freude und Hoffnung, und ich bekam Suizidgedanken. Ich wusste allerdings gleichzeitig, dass ich sowieso nie den Mut hätte es durchzuziehen.
Dann kamen Phasen, in denen es mir besser ging. Wo ich mich gut fühlte, mit Freunden wegging, eine gewisse Euphorie für das Leben spürte.
Nach einer schlimmen Depriphase entschied ich, dass es so nicht weitergehen konnte und suchte einen Psychiater auf, der mir nach der 1. Sitzung die Diagnose Bipolar 2 verkündete. Ich War total verwirrt, schämte mich dafür, sah es als persönlichen Fehler an. Ich erzählte zunächst niemandem davon.
Der Arzt wollte mich auf Lyrica und nach einer gewissen Zeit auch auf Escitalopram einstellen, da meine Depressivtät nicht abnahm. Ob es was geholfen hat, weiß ich nicht, denn dann passierte der Hammer:
Der Arzt und ich verstanden uns zuerst relativ gut, aber in eine Sitzung kam er plötzlich auf politische Themen zu sprechen. Wir plauderten ein bisschen (warum auch nicht, dachte ich mir), allerdings hatte ich für seinen Geschmack jedoch zu liberale Meinungen (er war extrem konservativ, fast rechts) denn plötzlich wurde er scharf, und nach einer ihm nicht genehmen Aussage meinerseits schrie er mich fast an. Dann schmiss er mich mehr oder weniger aus der Praxis, ohne mir die Hand zu geben und meinte : " Ich sehe schon, wir mögen uns nicht. Aber das müssen wir auch nicht, wir müssen nur miteinander Medizin machen".
Ich war völlig fertig und total verunsichert. Natürlich zweifle ich seine Diagnose jetzt an. Die Medikamente habe ich abgesetzt. Einen anderen Psychiater habe ich nicht mehr aufgesucht. Das ganze ist ein halbes Jahr her und momentan geht es mir ganz gut, bis auf dass ich mich im Moment sehr zurückziehe und ständig müde bin.
Ich weiß nicht, was ich machen soll. Es ist extrem schwer für mich, mich jemandem zu öffnen und meine Gefühle zu beschreiben. Da will ich nicht nochmal durch. Mittlerweile glaub ich auch nicht, dass ich wirklich bipolar bin. Die Dinge, die ich hier im Forum oft lese, sind viel heftiger als meine eigene Geschichte. Und jetzt, wo es mir gut geht, will ich auch nicht zu einem neuen Psychiater rennen, das wäre ja lächerlich.
Nur, mir lässt es keine Ruhe. Ich habe Angst wieder in so eine Phase zu rutschen.
Entschuldigt, dass das so lang geworden ist. Ich verstehe es, wenn den Roman keiner lesen will ☺aber das musste unter dem Mantel der Anonymität mal raus. Ich Danke jetzt schon allen von ganzem Herzen , die das hier lesen und mir vielleicht einen Rat erteilen können. Meine Familie weiß davon, aber ich will sie damit nicht weiter belasten und als schwach erscheinen.
Lg maryjane
Ich stöbere schon seit einiger Zeit in diesem forum und habe mich heute dazu durchgerungen mich anzumelden und mein Problem zu Schildern, was mich schon länger begleitet.
Kurz zu mir, ich bin 23 Jahre alt und Studentin. Als Kind hatte ich immer mal wieder plötzliche Anfälle einer gewissen Traurigkeit, die ich aber als normal abtat. Ich war immer eine sehr gute Schülerin, dabei aber auch unsicher, introvertiert und perfektionistisch ohne viel Selbstwertgefühl. Ich konnte besonders meine Unsicherheit aber immer gut überspielen.
Die Probleme begannen, als meine Familie und ich von einer Kleinstadt in eine Großstadt umzogen. Ich war damals 13 Jahre alt und haderte bereits mit einer leichten pubertätsbedingten Gewichtszunahme (ich war immer sehr dünn gewesen).
Nach dem Umzug fand ich in der Schule keinen Anschluss und wurde sogar zeitweise leicht gemobbt. Daraufhin brach bei mir die Magersucht aus, die mich meine gesamte Teenagerzeit begleiten sollte. An meinem tiefsten Punkt wog ich 42 kg (bei 1,72 cm), die Haare fielen mir aus, ich bekam meine Periode nicht mehr usw. Lebensqualität gleich null.
Ich War kurz davor in eine Wg für Essgestörte zu ziehen, machte aber ganz kurz davor einen Rückzug, weil ich Angst hatte und mich schämte.
Irgendwie schaffte ich es, normaler zu essen und zuzunehmen. Trotzdem achte ich, bis heute, extrem auf meine Figur.
Während meiner Magersucht hatte ich auch sehr oft depressive Phasen. Zumindest glaube ich, dass es solche waren.
Nun zum eigentlichen Problem: Für mein Studium zog ich in eine andere Stadt. Das war natürlich eine Riesenumstellung. Das Studium war sehr stressig und anspruchsvoll, und ich konnte mit den Leuten an meiner Fakultät icht besonders viel anfangen.
Ich merkte, wie es mir immer schwerer viel, alltägliche Dinge auf die Reihe zu bekommen, ich hatte nachts manchmal Heulkrämpfe und extreme Schlafstörungen. Ich War einfach mit allem überfordert und fühlte mich wie der letzte Versager, absolut minderwertig allen anderen gegenüber, erbärmlich. Zu der Zeit ritzte ich mich einige Male und trank hin und wieder zu viel, wenn ich alleine war. Ich war wie versteinert, hatte schlimme Schuldgefühle wenn etwas in der Uni nicht klappte. Die Zukunft und Gegenwart waren wie ein großes, schwarzes Loch ohne jede Freude und Hoffnung, und ich bekam Suizidgedanken. Ich wusste allerdings gleichzeitig, dass ich sowieso nie den Mut hätte es durchzuziehen.
Dann kamen Phasen, in denen es mir besser ging. Wo ich mich gut fühlte, mit Freunden wegging, eine gewisse Euphorie für das Leben spürte.
Nach einer schlimmen Depriphase entschied ich, dass es so nicht weitergehen konnte und suchte einen Psychiater auf, der mir nach der 1. Sitzung die Diagnose Bipolar 2 verkündete. Ich War total verwirrt, schämte mich dafür, sah es als persönlichen Fehler an. Ich erzählte zunächst niemandem davon.
Der Arzt wollte mich auf Lyrica und nach einer gewissen Zeit auch auf Escitalopram einstellen, da meine Depressivtät nicht abnahm. Ob es was geholfen hat, weiß ich nicht, denn dann passierte der Hammer:
Der Arzt und ich verstanden uns zuerst relativ gut, aber in eine Sitzung kam er plötzlich auf politische Themen zu sprechen. Wir plauderten ein bisschen (warum auch nicht, dachte ich mir), allerdings hatte ich für seinen Geschmack jedoch zu liberale Meinungen (er war extrem konservativ, fast rechts) denn plötzlich wurde er scharf, und nach einer ihm nicht genehmen Aussage meinerseits schrie er mich fast an. Dann schmiss er mich mehr oder weniger aus der Praxis, ohne mir die Hand zu geben und meinte : " Ich sehe schon, wir mögen uns nicht. Aber das müssen wir auch nicht, wir müssen nur miteinander Medizin machen".
Ich war völlig fertig und total verunsichert. Natürlich zweifle ich seine Diagnose jetzt an. Die Medikamente habe ich abgesetzt. Einen anderen Psychiater habe ich nicht mehr aufgesucht. Das ganze ist ein halbes Jahr her und momentan geht es mir ganz gut, bis auf dass ich mich im Moment sehr zurückziehe und ständig müde bin.
Ich weiß nicht, was ich machen soll. Es ist extrem schwer für mich, mich jemandem zu öffnen und meine Gefühle zu beschreiben. Da will ich nicht nochmal durch. Mittlerweile glaub ich auch nicht, dass ich wirklich bipolar bin. Die Dinge, die ich hier im Forum oft lese, sind viel heftiger als meine eigene Geschichte. Und jetzt, wo es mir gut geht, will ich auch nicht zu einem neuen Psychiater rennen, das wäre ja lächerlich.
Nur, mir lässt es keine Ruhe. Ich habe Angst wieder in so eine Phase zu rutschen.
Entschuldigt, dass das so lang geworden ist. Ich verstehe es, wenn den Roman keiner lesen will ☺aber das musste unter dem Mantel der Anonymität mal raus. Ich Danke jetzt schon allen von ganzem Herzen , die das hier lesen und mir vielleicht einen Rat erteilen können. Meine Familie weiß davon, aber ich will sie damit nicht weiter belasten und als schwach erscheinen.
Lg maryjane