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Freundin ist unfähig, Berufswahl zu treffen (6 Antworten)

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Hallo zusammen,

nach 3 Jahren Beziehung und einem Dreivierteljahr Zusammenwohnen brauche ich nun wohl doch mal Rat.

Meine Freundin leidet seit sieben Jahren an einer bipolaren Störung. Sie leidet seitdem und ohne Pause an extremen Schlafstörungen, ständiger Müdigkeit, Anxiety (keine Ahnung ob & wie man sowas auf Deutsch bezeichnen würde), etc. . Bis vor 1 1/2 Jahren ging sie noch zu einer Therapeutin (mit anfänglichem Erfolg und wöchentlicher Panik, dorthinzugehen), brach die Therapie jedoch ab, als sie keine Verbesserung ihrer Lage mehr erkannte und – meiner Meinung nach – der Druck, sich mit selbstbestimmten Methoden auseinanderzusetzen, zu hoch wurde.
Zu Beginn unserer Beziehung konnte ich ihr zum ersten Mal helfen, alle diese Einschränkungen verbesserten sich oder verschwanden sogar vorübergehend.
Natürlich kehrte aber irgendwann Alltag ein und auch sie musste erkennen, dass ich nicht zaubern kann und sie nicht immer mit 100% Glück überschütten kann.
Wir lieben uns sehr und zweifeln nicht ansatzweise an unserer Beziehung, aber seit mittlerweile einem Jahr kann ich sie nicht mehr glücklich machen. Selbst in den schönen Momenten weiß ich, dass sie eigentlich unglücklich ist. Nicht mit mir, aber mit sich selbst.
Leider musste ich also einsehen, dass ich durch unser mittlerweile normales Zusammensein keine Wunderheilung mehr bin und sie deswegen auch aufgehört hat, mir alles zu erzählen, was ihr das Leben gerade schwermacht. Sprich: Sie hat aktuell niemanden außer sich selbst, um ihre Erkrankung zu meistern.
Nichtsdestotrotz kommt sie mit all den täglichen Anforderung überragend gut zurecht – was natürlich trotzdem keine positiven Auswirkungen auf ihr Seelenleben hat.

Ihr/mein akutes Problem ist nun folgendes: Sie hat vor nunmehr drei Monaten ihr Studium abgeschlossen, dass sie nur auf Drängen ihrer Eltern überhaupt beendet hat – es deckt sich also nicht mehr mit ihren Interessen.
Nun braucht sie einen Job. Sie ist Kellnerin und sehr unglücklich in dem Betrieb. Sie sucht nach Stellenangeboten, doch es ist ihr unmöglich, sich irgendwo zu bewerben, da sie es als unsinnig ansieht. Sie ist in einem Dilemma, dass ich absolut nachvollziehen kann:
Sie weiß nicht was sie machen will. Das einzige was ihr gefallen würde, wäre zu reisen, doch dazu braucht sie zunächst Geld. Dieses Geld will sie aber nicht im aktuellen Betrieb verdienen, weiß aber, dass sie in jedem anderen Betrieb genau so unglücklich wäre und kann sowieso nicht verstehen, warum sie ihr Leben lang etwas tun sollte, was sie hasst, nur um zweimal im Jahr in den Urlaub fahren zu können. Etc. ... ihr versteht die Spirale.

Ich persönlich denke, dass sie damit anfangen muss, wieder glücklich im Hier und Jetzt zu sein, statt in irgendeinem unbestimmten Zukunftsglück. Und ich bin so verzweifelt, dass ich denke, dass sie dies nur mit einer Therapeutin schaffen kann, doch diesen Schritt will sie nicht gehen.
Ich bin eine sehr geerdete Person, sehe alles immer realistisch und ruhig. Ich bin immer für sie da und setze sie niemals unter Druck, außer die Situation erzwingt es. Doch aktuell bin ich mit meinem Latein am Ende, denn wie kann ich ihr helfen, wenn sie, verständlicher Weise, nicht dazu in der Lage sein kann zu akzeptieren, dass sie irgendeinen Job ausüben muss, um das tun zu können, wass sie möchte/frei zu sein.

Habt ihr Erfahrungen mit ähnlichen Situationen oder wie seht ihr das alles? Muss ich sie mehr unter eine gesunde, vorsichtige Art von Druck setzen? Verhalte ich mich falsch? Medikamente sind übrigens keine Option für sie (schlechte Erfahrungen).

Danke schonmal und viele Grüße,
Sara

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