Moin.
Ein paar hier kennen mich sicher noch.
Wollte nur mal kurz Hallo sagen, und habe gerade beim Einloggen gesehen, dass mir bis in dieses Jahr hinein Leute noch PNs geschrieben haben.
Liebe Leute, ich lese und schreibe jetzt schon recht lange nicht mehr in diesem Forum, und daher logge ich mich auch nicht ein, also habe ich eure PNs gar nicht lesen können. Nehmt's mir also nicht übel, wenn ich nicht geantwortet habe oder antworte. Ich war hier sozusagen ganz weg.
Ich werde auch in Zukunft nur selten vielleicht mal so wie jetzt reinschneien, daher wird es dabei wohl auch bleiben, sorry...
Meine Konversation mit anderen Betroffenen beschränkt sich inzwischen hauptsächlich auf privater familiärer, oder aber teils sehr freundschaftlicher Ebene mit ein paar sehr Wenigen, teils auch hier noch aktiven Schreiberling_in_en, liebgewonnen und/oder inzwischen durch außerselbsthilfliche Schicksalsverknüpfungen oder durch andere Kanäle verbandelt ... also nicht böse sein, wenn die Kommunikation recht einseitig bleiben wird. Das ist nichts Persönliches.
Soviel erstmal in eigener Sache zum Thema Selbsthilfe.
Nun ein kleines "Und so ging es weiter..."-Update mit netter Anekdote hintendran.
.
Ich bin nun inzwischen unbefristet 100% EM-berentet, ohne auch nur einen 2. Gutachtertermin gehabt zu haben, nach einer Erstberentung für 2,5 Jahre.
Lässt einen schon ein wenig schlucken, war ja nicht meine Idee, die Rente mit 45, eher so gar nicht, und dass das 1. RV-Gutachten offenbar auch so deutlich war, dass man bei der Verlängerung auf eine neue Untersuchung gleich ganz verzichtet, ist ja nun auch nicht wirklich aufbauend.
Nun also nochmal durch den ganzen Nerv mit jobcenter, Sozialamt und RV, da ich für die Übergangszeit von Rentenende bis Verlängerungsbescheid wieder in ALGII wechseln musste - und die natürlich jetzt wieder alles untereinander verrechnen müssen, rückwirkend....sowas hat das letzte Mal 3 Monate gedauert. Wird aber dann ja wohl das letzte Mal sein, diesmal...
Also zur Anekdote, die ich bei dieser Gelegenheit dann mal zum Thema
"Selbstbestimmung als oberstes Ziel im Umgang mit bipolarer Störung und Umgang mit Stigmatisierung psychisch Kranker"
teilen möchte.
Also, ich habe also jetzt, nach Berentung des alten, nun eine neue Sachbearbeiterin beim Sozialamt, selber der Typ "soziotypische Persönlichkeitsstörung".
(Eine sehr treffende lapidare Soforteinschätzung eines befreundeten bipolaren Psychiaters nach Schilderung meines ersten recht langen Telefonats mit der, welches mich durch sehr unterschiedliche und unauthentische Signale sehr verunsichert hat, obwohl ich jahrzehntelang sehr, sehr viel auf beruflicher Ebene telefoniert habe und Menschen meist nach wenigen Sekunden bis Minuten grob einschätzen kann).
So hatte ich denn dann auch einen ersten Termin bei ihr, für ein paar Unterschriften und Papierkram.
Mein Psychiaterfreund hatte mir vorher geraten:
"Wenn du da hingehst, versuche mal, richtig authentisch zu sein. Bipolar eben.
Also nicht verstellen, deine Emotionen offener zeigen zu diesen bekloppten Amtsterminen, Formalitäten, Nervkram, die das für uns mit sich bringt.
Damit die gleich mal weiss, womit sie es zu tun hat, wenn sie jemals vorhaben sollte, dich zu piesacken.
Rate ich meinen bipolaren Patienten auch oft.
Und natürlich erklären, was du hast und warum Ämterkram eigenartige Sachen bei uns auslösen kann und auch meist tut.
Das nimmt nicht selten solchen Leuten jede Lust, mit einem manchmal recht unberechenbaren Verrückten irgendwelche Machtspielchen zu spielen. Sozusagen der natürlich Respekt vor dem Irren und seinen nicht gesellschaftskonformen Verhaltensmöglichkeiten in außeninduzierten Stresssituationen. :-)"
Also: Gesagt, getan.
Ich beim Termin.
Frage kurz, ob sie weiss, weswegen ich berentet bin. Ob meine jobcenter-fee ihr das am Telefon gesteckt hat, weil die ja "über alles bei mir Spezielle" Bescheid wüsste.
Weiss sie nicht. Hat sie am Telefon nicht mit ihr besprochen, das Telefonat wäre nur sehr kurz gewesen. Hätte meine jobcenter-fee auch nichts Besonderes erwähnt...
Ich erkläre kurz, dass das eine bipolare Störung ist, wegen der ich zu 100% erwerbsgemindert sei, was die so beinhaltet, und warum ich z.B. in Depressionen und manchmal auch aufgrund der starken Medikationen oder ihrer Nebenwirkungen nicht immer so kann, wie ich wollen würde, wenn ich wollen würde.
So, wie diese Hollywoodschauspieler und Musiker, die auch mal irre Sachen machen, durchdrehen, oder Hotelzimmer zerlegen. Die wären ja auch fast alle bipolar.
Und dass es deshalb auch zu Verzögerungen bei schriftlichen Aufforderungen, etwas zu tun oder zuzusenden, kommen kann.
Sie hörte durchaus anscheinend zugewandt zu.
Dann kam ihre erste Frage an mich.
"Und haben sie denn keinen Betreuer?"
Ich erwiderte recht kühl, dass ich keinen wolle, und das auch mit dem Herrn XXX vom Sozialpsychiatrischen Dienst geklärt hätte, dass sowas aus meiner Sicht für mich nicht in Frage kommt, weil ich nicht bereit bin, auch nur irgendein Fünkchen meiner Selbstbestimmung abzugeben, wo mir diese Krankheit ja einen großen Teil davon bereits ständig streitig macht und ich mich mehr als 25 Jahre ohne durchgeschlagen habe.
Ich glaube ich habe sie nicht nur recht unterkühlt und mit erkennbarer Unterdrückung affektiver Impulse bewußt langsam und nicht unfreundlich angesprochen, als ich das erwiderte, sondern durchaus recht böse dabei angefunkelt.
Wer mich schon mal persönlich kennengelernt hat, weiss, dass meine Augen eine ziemlich helle stahl- bis graublaue, ziemlich kühle Farbe haben. In solchen Situationen wohl von Vorteil.
Ein Ausdruck der sofortigen Verunsicherung war auf ihrem Gesicht dabei aufgetaucht und löste den selbstsicheren, routiniert gelangweilten, ein klein wenig überheblichen Ausdruck ab.
Ja, sie wirkte durchaus ein wenig erschrocken.
Fiel mir auch gar nicht so schwer, mal ein Ganzkleinbisschen des bipolaren Potentials in mir durchscheinen zu lassen. Und ich war ja formell bewußt sehr höflich in der Formulierung geblieben.
Ohne allerdings einen Hehl daraus zu machen, wie anstrengend sowas für unsereiner sein kann. Und wie dünn diese Kontrolldecke eigentlich ist, wenn man so eine Erkrankung wie wir hat.
Der scharfe Ton in der Aussprache, den ich dabei anschlug, und eine doch etwas durchaus größere Lautstärke beim, vorher ruhig und leise wirkenden, Reden, liessen wohl nicht sonderlich viel Spielraum bei der Interpretaton der darunterliegenden Emotionen, und der Anstrengung, die es kostet, dass dieses nicht aus dem Ruder läuft.
Das ist bei solchen Sachen anscheinend sehr effektiv.
Ich denke, diese Sache mit der Authentizität hat recht gut geklappt.
Ich war ja vorher, und auch danach, eigentlich sehr freundlich und geduldig ... mit dem Unterschied, dass ich ab da dann auch tatsächlich eine persönliche Aufmerksamkeit hatte, sie mich ab da immer freundlich fragte, ob ich dieses oder jenes könne und wobei sie mir helfen solle und wie das am Besten zu lösen sei.
Auch guckte sie mich fortan direkt an, wenn sie mit mir redete, um die Reaktionen zu beobachten. Das ist wohl auch ein recht natürlicher Selbstschutzreflex.
Ich füllte die Antragsfragebögen natürlich nicht mehr selbst aus, sondern unterschrieb nur noch die fertigen Papiere.
Weil ich eben sagte, dass es anders nicht geht. Dass ich oft wegen der Medis einen verschwommenen Blick habe, den man mit Lesebrille eben nicht ändern kann.
Und weil mich das Ausfüllen wortwörtlich fuchsteufelswild machen kann, ohne, dass ich es ändern könne.
Ist ja auch die Wahrheit. Ist so.
Als ich dem Psychiaterfreund davon erzählte, gab er mir den besten Schlagfertigkeitstipp für kommende solche Situationen mit:
Wenn dich das nächste Mal jemand fragt, ob du nicht einen Betreuer hast, sagst du einfach:
"Ich nicht, nein. Haben Sie einen?"
In diesem Sinne:
Lasst euch nicht klein machen.
Weil wir uns trotz der Krankheit durchschlagen, und eben den stets vorhandenen, untergründig mehr oder auch weniger schlummernden Keiler nicht rauslassen, obwohl es viel einfacher wäre, als ihn zu unterdrücken, und weil wir das nicht nur für uns selbst, sondern eben auch im Sinne Anderer um uns herum tun - trotz aller Anstrengung und Unmengen Energie, die das manchmal kostet - dafür gebührt und zumindest eine gewisse Anerkennung dessen, und eben die Behandlung mit mindestens dem üblichen Anstand und Respekt, den jeder Mensch verdient, wenn nicht eben sogar mehr.
Ich zum Beispiel bin auch recht stolz, dass ich es geschafft habe, den Club 27 um glatte 20 Jahre mehr überlebt zu haben, und das sogar trotz zwanghafter Suizidgedanken, trotz Drogenerfahrungen und trotz der ersten Jahre zwischen 20 und 39 ohne Diagnose oder Behandlung.
Alle Musiker des Club 27 (Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse...) starben nicht nur im Alter von 27 Jahren.
Sie waren auch ausnahmslos bipolar. Mit ärztlicher Diagnose. Wissen viele gar nicht.
Also denne, macht's erstmal wieder gut, und danke für den Fisch.
;-)
M.
Ein paar hier kennen mich sicher noch.
Wollte nur mal kurz Hallo sagen, und habe gerade beim Einloggen gesehen, dass mir bis in dieses Jahr hinein Leute noch PNs geschrieben haben.
Liebe Leute, ich lese und schreibe jetzt schon recht lange nicht mehr in diesem Forum, und daher logge ich mich auch nicht ein, also habe ich eure PNs gar nicht lesen können. Nehmt's mir also nicht übel, wenn ich nicht geantwortet habe oder antworte. Ich war hier sozusagen ganz weg.
Ich werde auch in Zukunft nur selten vielleicht mal so wie jetzt reinschneien, daher wird es dabei wohl auch bleiben, sorry...
Meine Konversation mit anderen Betroffenen beschränkt sich inzwischen hauptsächlich auf privater familiärer, oder aber teils sehr freundschaftlicher Ebene mit ein paar sehr Wenigen, teils auch hier noch aktiven Schreiberling_in_en, liebgewonnen und/oder inzwischen durch außerselbsthilfliche Schicksalsverknüpfungen oder durch andere Kanäle verbandelt ... also nicht böse sein, wenn die Kommunikation recht einseitig bleiben wird. Das ist nichts Persönliches.
Soviel erstmal in eigener Sache zum Thema Selbsthilfe.
Nun ein kleines "Und so ging es weiter..."-Update mit netter Anekdote hintendran.
.
Ich bin nun inzwischen unbefristet 100% EM-berentet, ohne auch nur einen 2. Gutachtertermin gehabt zu haben, nach einer Erstberentung für 2,5 Jahre.
Lässt einen schon ein wenig schlucken, war ja nicht meine Idee, die Rente mit 45, eher so gar nicht, und dass das 1. RV-Gutachten offenbar auch so deutlich war, dass man bei der Verlängerung auf eine neue Untersuchung gleich ganz verzichtet, ist ja nun auch nicht wirklich aufbauend.
Nun also nochmal durch den ganzen Nerv mit jobcenter, Sozialamt und RV, da ich für die Übergangszeit von Rentenende bis Verlängerungsbescheid wieder in ALGII wechseln musste - und die natürlich jetzt wieder alles untereinander verrechnen müssen, rückwirkend....sowas hat das letzte Mal 3 Monate gedauert. Wird aber dann ja wohl das letzte Mal sein, diesmal...
Also zur Anekdote, die ich bei dieser Gelegenheit dann mal zum Thema
"Selbstbestimmung als oberstes Ziel im Umgang mit bipolarer Störung und Umgang mit Stigmatisierung psychisch Kranker"
teilen möchte.
Also, ich habe also jetzt, nach Berentung des alten, nun eine neue Sachbearbeiterin beim Sozialamt, selber der Typ "soziotypische Persönlichkeitsstörung".
(Eine sehr treffende lapidare Soforteinschätzung eines befreundeten bipolaren Psychiaters nach Schilderung meines ersten recht langen Telefonats mit der, welches mich durch sehr unterschiedliche und unauthentische Signale sehr verunsichert hat, obwohl ich jahrzehntelang sehr, sehr viel auf beruflicher Ebene telefoniert habe und Menschen meist nach wenigen Sekunden bis Minuten grob einschätzen kann).
So hatte ich denn dann auch einen ersten Termin bei ihr, für ein paar Unterschriften und Papierkram.
Mein Psychiaterfreund hatte mir vorher geraten:
"Wenn du da hingehst, versuche mal, richtig authentisch zu sein. Bipolar eben.
Also nicht verstellen, deine Emotionen offener zeigen zu diesen bekloppten Amtsterminen, Formalitäten, Nervkram, die das für uns mit sich bringt.
Damit die gleich mal weiss, womit sie es zu tun hat, wenn sie jemals vorhaben sollte, dich zu piesacken.
Rate ich meinen bipolaren Patienten auch oft.
Und natürlich erklären, was du hast und warum Ämterkram eigenartige Sachen bei uns auslösen kann und auch meist tut.
Das nimmt nicht selten solchen Leuten jede Lust, mit einem manchmal recht unberechenbaren Verrückten irgendwelche Machtspielchen zu spielen. Sozusagen der natürlich Respekt vor dem Irren und seinen nicht gesellschaftskonformen Verhaltensmöglichkeiten in außeninduzierten Stresssituationen. :-)"
Also: Gesagt, getan.
Ich beim Termin.
Frage kurz, ob sie weiss, weswegen ich berentet bin. Ob meine jobcenter-fee ihr das am Telefon gesteckt hat, weil die ja "über alles bei mir Spezielle" Bescheid wüsste.
Weiss sie nicht. Hat sie am Telefon nicht mit ihr besprochen, das Telefonat wäre nur sehr kurz gewesen. Hätte meine jobcenter-fee auch nichts Besonderes erwähnt...
Ich erkläre kurz, dass das eine bipolare Störung ist, wegen der ich zu 100% erwerbsgemindert sei, was die so beinhaltet, und warum ich z.B. in Depressionen und manchmal auch aufgrund der starken Medikationen oder ihrer Nebenwirkungen nicht immer so kann, wie ich wollen würde, wenn ich wollen würde.
So, wie diese Hollywoodschauspieler und Musiker, die auch mal irre Sachen machen, durchdrehen, oder Hotelzimmer zerlegen. Die wären ja auch fast alle bipolar.
Und dass es deshalb auch zu Verzögerungen bei schriftlichen Aufforderungen, etwas zu tun oder zuzusenden, kommen kann.
Sie hörte durchaus anscheinend zugewandt zu.
Dann kam ihre erste Frage an mich.
"Und haben sie denn keinen Betreuer?"
Ich erwiderte recht kühl, dass ich keinen wolle, und das auch mit dem Herrn XXX vom Sozialpsychiatrischen Dienst geklärt hätte, dass sowas aus meiner Sicht für mich nicht in Frage kommt, weil ich nicht bereit bin, auch nur irgendein Fünkchen meiner Selbstbestimmung abzugeben, wo mir diese Krankheit ja einen großen Teil davon bereits ständig streitig macht und ich mich mehr als 25 Jahre ohne durchgeschlagen habe.
Ich glaube ich habe sie nicht nur recht unterkühlt und mit erkennbarer Unterdrückung affektiver Impulse bewußt langsam und nicht unfreundlich angesprochen, als ich das erwiderte, sondern durchaus recht böse dabei angefunkelt.
Wer mich schon mal persönlich kennengelernt hat, weiss, dass meine Augen eine ziemlich helle stahl- bis graublaue, ziemlich kühle Farbe haben. In solchen Situationen wohl von Vorteil.
Ein Ausdruck der sofortigen Verunsicherung war auf ihrem Gesicht dabei aufgetaucht und löste den selbstsicheren, routiniert gelangweilten, ein klein wenig überheblichen Ausdruck ab.
Ja, sie wirkte durchaus ein wenig erschrocken.
Fiel mir auch gar nicht so schwer, mal ein Ganzkleinbisschen des bipolaren Potentials in mir durchscheinen zu lassen. Und ich war ja formell bewußt sehr höflich in der Formulierung geblieben.
Ohne allerdings einen Hehl daraus zu machen, wie anstrengend sowas für unsereiner sein kann. Und wie dünn diese Kontrolldecke eigentlich ist, wenn man so eine Erkrankung wie wir hat.
Der scharfe Ton in der Aussprache, den ich dabei anschlug, und eine doch etwas durchaus größere Lautstärke beim, vorher ruhig und leise wirkenden, Reden, liessen wohl nicht sonderlich viel Spielraum bei der Interpretaton der darunterliegenden Emotionen, und der Anstrengung, die es kostet, dass dieses nicht aus dem Ruder läuft.
Das ist bei solchen Sachen anscheinend sehr effektiv.
Ich denke, diese Sache mit der Authentizität hat recht gut geklappt.
Ich war ja vorher, und auch danach, eigentlich sehr freundlich und geduldig ... mit dem Unterschied, dass ich ab da dann auch tatsächlich eine persönliche Aufmerksamkeit hatte, sie mich ab da immer freundlich fragte, ob ich dieses oder jenes könne und wobei sie mir helfen solle und wie das am Besten zu lösen sei.
Auch guckte sie mich fortan direkt an, wenn sie mit mir redete, um die Reaktionen zu beobachten. Das ist wohl auch ein recht natürlicher Selbstschutzreflex.
Ich füllte die Antragsfragebögen natürlich nicht mehr selbst aus, sondern unterschrieb nur noch die fertigen Papiere.
Weil ich eben sagte, dass es anders nicht geht. Dass ich oft wegen der Medis einen verschwommenen Blick habe, den man mit Lesebrille eben nicht ändern kann.
Und weil mich das Ausfüllen wortwörtlich fuchsteufelswild machen kann, ohne, dass ich es ändern könne.
Ist ja auch die Wahrheit. Ist so.
Als ich dem Psychiaterfreund davon erzählte, gab er mir den besten Schlagfertigkeitstipp für kommende solche Situationen mit:
Wenn dich das nächste Mal jemand fragt, ob du nicht einen Betreuer hast, sagst du einfach:
"Ich nicht, nein. Haben Sie einen?"
In diesem Sinne:
Lasst euch nicht klein machen.
Weil wir uns trotz der Krankheit durchschlagen, und eben den stets vorhandenen, untergründig mehr oder auch weniger schlummernden Keiler nicht rauslassen, obwohl es viel einfacher wäre, als ihn zu unterdrücken, und weil wir das nicht nur für uns selbst, sondern eben auch im Sinne Anderer um uns herum tun - trotz aller Anstrengung und Unmengen Energie, die das manchmal kostet - dafür gebührt und zumindest eine gewisse Anerkennung dessen, und eben die Behandlung mit mindestens dem üblichen Anstand und Respekt, den jeder Mensch verdient, wenn nicht eben sogar mehr.
Ich zum Beispiel bin auch recht stolz, dass ich es geschafft habe, den Club 27 um glatte 20 Jahre mehr überlebt zu haben, und das sogar trotz zwanghafter Suizidgedanken, trotz Drogenerfahrungen und trotz der ersten Jahre zwischen 20 und 39 ohne Diagnose oder Behandlung.
Alle Musiker des Club 27 (Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse...) starben nicht nur im Alter von 27 Jahren.
Sie waren auch ausnahmslos bipolar. Mit ärztlicher Diagnose. Wissen viele gar nicht.
Also denne, macht's erstmal wieder gut, und danke für den Fisch.
;-)
M.