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Umgang mit bipolarer Ehefrau (1 Antwort)

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Hallo Leute,

bin hier neu, habe aber mittlerweile schon ein wenig Erfahrung mit der bipolaren Störung, fühle mich aber sehr oft alleine gelassen und reden kann man auch mit niemandem, da sonst jeder denkt "was hat denn der für ne Psychotante? Leg dir ne gescheite Frau zu!".
Dies wird, zur Vorwarnung, ein längerer Text, soll aber meine Situation erklären. Und nein, ich werde meine Frau nicht aufgeben ;)

Soviel zur "Einleitung" :D

Also folgendes:
Ich habe über das Internet eine Mexikanerin kennengelernt. Durch viele Gespräche und plötzliche Wutausbrüche ihrerseits habe ich von ihr erfahren, dass sie eine bipolare Störung hat. Sie kann das liebste Mäuschen sein, total anhänglich, kann gar nicht von meiner Seite weichen und plötzlich, aus nichtigen Gründen, schlägt die Stimmung um. Dann kann sie absolut kratzbürstig sein, so auf die Art "Ich antworte dir nicht" und "fass mich bloß nicht an!".

Durch viele Gespräche mit ihr haben wir uns hier in Deutschland getroffen, sie hat 3 Monate bei mir gelebt. In dieser Zeit habe ich sie so richtig kennengelernt, denn bipolare machen bekanntlich keinen Hehl drum, wie es ihnen geht und bringen Probleme direkt auf den Punkt wenn sie wollen, auch wenn es dem Partner weh tut, aber diese Gefühlskälte ist bei bipolaren Menschen ja auch durchaus normal.

Mir geht es primär um den Umgang miteinander. Im Januar haben wir in Mexiko geheiratet und wir erwarten auch ein Kind, das im September geboren wird. Das Schwierigste an der Situation aktuell ist, dass wir, da sie wieder in Mexiko ist und ich hier in Deutschland, dass die Kommunikation hauptsächlich per Chat stattfindet. Wir telefonieren auch regelmäßig, aber das ist natürlich extrem teuer, per Toolani gehts aber. Leider ist die Sprachqualität auch oftmals unter aller Kanone, aber man kann wenigstens die Stimme des anderen hören.

Ich bin ein sehr sensibler Mensch, der direkt drauf reagiert, wie die Umwelt ist und grundsätzlich erstmal bei sich selbst die Schuld sucht. Bei Schlechtwetter hab ich gerne auch mal traurige Stimmung, bei Sonnenschein lebe ich auf. Das kennt sie so nicht.

Gestern war es wieder soweit. Haben nachts noch geschrieben (sind ja immerhin 7 Stunden Zeitverzögerung) und auf eine Frage hab ich etwas blöd reagiert, wobei das nur ein dummer Witz meinerseits sein sollte. Manchmal reagiert sie gelassen darauf, manchmal aber auch gereizt und genervt.

Gestern hat sie genervt drauf reagiert und dann kommt nur zurück "Jetzt interessiert es mich schon nicht mehr" und es kommen "Wut-Smileys". Dann kann ich mich entschuldigen wie ich will, es kommt einfach nur Kälte zurück. Hab ihr später auch geschrieben, dass es mir leid tut, ich sie über alles liebe, aber darauf kam nur ein "ok" zurück.

Heute war ich dementsprechend deprimiert und nervös. Vorhin schreibt sie mir wieder und hat ganz vergessen, dass wir abends noch "gestritten" haben. Alles wieder in Ordnung.

Sowas geht mir halt doch an die Substanz, obwohl ich sie mittlerweile ja eigentlich kenne. Aber so "funktioniere" ich eben. Primär suche ich die Schuld immer bei mir, wenn sie auch ganz offensichtlich nicht bei mir liegt.
Ich weiß einfach nicht genau, wie ich darauf reagieren soll, wenn ich sie versehentlich, aufgrund einer dummen Aussage, in Rage bringe. Sie wird dann teilweise so wütend, dass ihr die Tränen kullern.

Man muss dazu sagen, dass sie auch ne harte Kindheit hinter sich hat. Ihr Vater musste beruflich ins Ausland und ihre Mutter konnte wohl nicht ohne Mann auskommen, ist fremd gegangen. So ganz genau wissen das nur ihre Eltern. Jedenfalls haben sich ihre Eltern getrennt, als sie 14 war, ihre Schwester 12 und ihr Bruder 5. Dazu kommt ihre bipolare Störung, die zu der Zeit wohl auch noch nicht diagnostiziert war. Damals dachte man eben, das sind halt Kindereien und legt sich wieder. Sie lebt, seit sie 15 Jahre alt ist, auf eigene Faust. Natürlich hat sie Kontakt mit ihrer Familie und ist regelmäßig Sonntags bei ihrem Vater, mit dem sie auch einen besseren Kontakt hat.

Ich weiß nun halt ehrlich gesagt nicht, wie ich darauf reagieren sollte, wenn sie ausrastet. Sie wird dann absolut gefühlskalt. Ich hab sie in "normalen" Phasen drauf angesprochen und meinte, es tue ihr wirklich leid, das ist keine Absicht, sie hat das einfach nicht unter Kontrolle, wenn sie in Rage gerät. Hab ihr auch schon gesagt, dass mir das weh tut, das ist ihr auch bewusst, aber sie kann das nicht kontrollieren.

Das folgende wird jetzt intimer, aber das gehört nunmal auch mit zur Störung:
Sie hat einen stark ausgeprägten Sexualtrieb. Am liebsten 3x pro Tag oder noch öfter. Das kann ich aber garantiert nicht jeden Tag mitmachen. Zudem hatte ich im Mai letzten Jahres eine Operation an der Vorhaut, hatte eine Verengung. Früher hab ich gerne ne halbe Stunde rumgerödelt, jetzt bin ich meist schon nach 5 Minuten "fertig". Und leider brauch ich für "Runde 2" ne gewisse Zeit oder mein Willy mag gar nicht mehr. Passiert mir auch gerne mal bei häufigen Stellungswechseln, dass mir die Erektion abhanden kommt.
Daraus folgt dann gerne, dass sie ebenfalls in Wut gerät, sich zur Seite dreht und weint. Ich liege dann gerne da und rede und rede und von ihr kommt keine Antwort. Und wenn ich sie dann berühre kommt nur "FASS MICH NICHT AN!!!".

Das deprimiert mich ebenfalls ziemlich, wenn es bei uns im Bett im Normalfall aber gut läuft. Ist natürlich für mich auch eine psychologische Sache.

So... das war jetzt extrem viel Text, aber ich musste mir das alles mal von der Seele schreiben, denn die meisten, die sich damit nicht auskennen, würden mir eh nur dazu raten, mich von ihr zu trennen.
Deshalb hoffe ich, im richtigen Forum gelandet zu sein :) Meine Frau bedeutet mir alles und ich will sie auf keinen Fall verlieren.

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