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Ich will verzweifelt zurück in mein "altes" Leben (1 Antwort)

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Guten Tag zusammen,

Ich bin 26 Jahre alt, derzeit in einer schweren depressiven Phase, welche ich nach einer ebenfalls schweren Manie bekommen habe.
Meine Krankheitsgeschichte beginnt im Jahr 2010, in dem ich mit einer ersten Depression kämpfen musste. Bei den Triggern waren sich die Ärzte damals uneinig, die Trennung meiner Eltern aber auch fehlende sexuelle Erfahrungen sowie ein Gefühl ausgegrenzt zu sein spielen dabei sicherlich eine größere Rolle. Ich sah 2010 keinen anderen Ausweg als zu versuchen mir das Leben zu nehmen. Ich legte mich vor einen Zug, nur durch unzählige Schutzengel und weil ich damals geistig einfach so "verwirrt" war legte ich mich in Gleisrichtung und der Zug fuhr über mich drüber, lediglich eine kleine Verletzung am Fuß blieb mir davon.

Bereits kurz danach begann ich "gläubig" zu werden, Gott habe einen anderen Plan mit mir vor. Ich schwor mir, dass es mir nie wieder so schlecht gehen sollte. Aufgrund einiger Stimmungsausreißer nach oben diagnostizierten die Ärzte bereits damals eine bipolare Störung, welche ich aber einfach nicht akzeptieren wollte. Als Medikation bekam ich ein Antidepressivum (weiss den Namen nicht mehr) und Abilify. In dem nächsten Jahr machte ich gute Fortschritte aus der Depression heraus. Ich hatte ein Jahr lang eine intensive Psychoanalyse als Therapie. Nach einem Jahr hatte ich mein Abitur nachgeholt und mit einem Studium begonnen.

Weil es mir wieder richtig gut ging, ja sogar viel besser als vor der Depression, beschloss ich, die Medikamente ohne Absprache mit dem Arzt wieder abzusetzen, was auch gut klappte. Von dieser Zeit an bis zum Ende des letzten Jahres ging es mir, mit einigen "normalen" Tiefs zwischendurch durchweg besser, bis ich in einem Auslandsaufenthalt in eine Manie "rutschte". Ich hatte vor der Manie alles was ich mir zu wünschen wagte: Eine Freundin, sehr viele soziale Kontakte, eine Idee für die berufliche Selbstständigkeit, ich stand kurz vor dem Ende meines Studiums. Bis bei mir die Sicherungen durchdrehten und ich nach einigen Nächten mit 3-4 Stunden Schlaf und einer durchgemachten Nacht totale Paranoia bekam, glaubte ich werde von meinem kompletten Umfeld und allen wichtigen Politikern weltweit verfolgt, Facebook wäre durch mich gegründet worden und ich sei ein direkter Nachfahre von Vater Abraham. In meiner Manie schlug ich einen Bankautomaten ein, weil er mir "mein Geld", welches mir durch Facebook ja zustünde nicht ausbezahlen wollte.

Ich kam danach ins Gefängnis, weigerte mich dort immer noch zu schlafen, biss einen Mithäftling und einen Gefängniswärter und kam daraufhin in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie. Dort wurde ich mit Haloperidol, Olanzapin, Rivotril und Abilify ruhiggestellt. Nach 3 Wochen Klinikaufenthalt durfte ich mit meinen Eltern zurück nach Deutschland gehen. Dort kam ich sofort wieder in eine Hypomanie, gründete meine Firma und schrieb 20 Seiten meiner Bachelorarbeit darüber. Als ich ins Ausland zurückkehrte um mit meiner Firma anzufangen realisierte ich schnell, dass diese keine Zukunft haben würde und ich rutschte in eine immer noch andauernde Depression. Mir wurde klar, dass ich das Land verlassen musste und mich in Deutschland in Behandlung geben musste. Nachdem mein Psychiater Haloperidol durch Valproat ersetzt hatte wurde alles nur noch schlimmer, ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und er überwies mich in die Psychiatrie.

Ich bin nun seit letzter Woche wieder draußen, nehme nun Morgens Venlaflaxin 150 mg und Abends 7,5 mg Olanzapin. Mir geht es verhältnismäßig gut, ich kann wieder klare Gedanken fassen und mich zunehmends besser konzentrieren. Mein Problem ist, dass ich mich nun verzweifelt nach meinem "alten" Leben von 2010 bis 2015 sehne. Mein Arzt sagte, dass ich in dieser Zeit meine bipolare Störung mit Alkohol, Drogen und Glücksspiel selbst therapiert habe. Das kann schon sein, nur ging es mir in dieser Zeit wirklich sehr gut und mir ist alles gut gelungen. Ich habe jetzt Angst, nie wieder so schlagfertig, witzig, körperlich und geistig fit zu werden wie damals. Zurzeit habe ich einfach nur das Gefühl dumm und ohne Lächeln vor mich hinzuvegetieren...

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