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Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen? (4 Antworten)

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Hallo Zusammen!

Endlich hab ich mich überwunden, hier zu schreiben. Ich bekam den Tipp, hier oder im KNS zu schreiben/fragen, da ich dort nicht klar komm, versuch ich es hier. Mehr als vertreiben ist auch nicht möglich. ;-)

Ich möcht mich kurz vorstellen: ich habe selbst Depri (uni-polar) und begann meine Psychiatrie-"Laufbahn" am 30.12.2002 mit der Einweisung in eine Akutklinik. Ich nimm derzeit Citalopram und Valdoxan, zudem gegen epileptische Anfälle Lamictal und Levetiracetam. Mamma-CA war 2008/2009. Ähm, ach ja, bin weiblich und hab grad die 40 angefangen. ;-) Ausserdem hab ich einen Kater mit leichter Ataxie, Epilepsie (er bekommt auch das Lev.) und Fehlsichtigkeit. Mein Mann ist "normal". :-D

Also, es geht um meine Mutter: wie sie sich benimmt, ist es vermutlich psychotisch, aber zu einer genauen Diagnostizierung will sie nicht zu nem Psychiater, weil sie das nicht wissen will und ganz gut leben kann. - Sie ja, aber wir Angehörige?

Wg. einer anderen Erkrankung wollte sie als Schmerzpatient in eine Reha, wo ihr aber empfohlen wurde, zuerst in eine Reha für Psychosomatik zu gehen. Auf einmal gehts. Was haben wir den Mund fusselig geredet. Sie musste dafür auch zu einigen Ärzten, um das abzuklären. U.a. zu einem Psychiater. Ich natürlich auf den Arztbrief erpicht. Sie war überraschend offen, nur dass ich ihn nicht meinem Bruder oder Außenstehenden zeigen soll, wobei sie sonst kein Problem hätte.

OK. Als Diagnose stand "lediglich", dass sie allseits orientiert sei, affektive Störung und noch einiges an anderen körperlichen Problemen aufgeführt.

Für sie war das "allseits orientiert" wichtig, weil das für sie aussagt, dass sie nicht blöd ist. Oh Mann, keiner sagt das ihr, im Gegenteil. Egal, sie meint, wir sagen, sie ist blöd, also ist das so - auch wenn es nicht so ist.

Ganz hart muss es mein Vater erleben und mittlerweile sind seine Augen "gebrochen", was mir natürlich unendlich weh tut.

Einige Beispiele: sie unterstellt ihm eine Liaison mit einer guten Bekannten, schon seit - mittlerweile 20 Jahre - vor 4 Jahren waren es "nur" 5 oder 6 Jahre. Sie wünscht ihr den Tod, würde sie am liebsten selbst umbringen. Ich kenn die Frau, da ist überhaupt nichts dran, selbst wenn es möglich wäre, ginge es von den Zeiten nicht. Zudem hat sich rausgestellt, dass die Frau vergewaltigt wurde und mein Vater so ne Art Schweigepflicht hab und ich das nur zufällig erfuhr und sagte es ihr. Es kam nur: "Ach so. Das erklärt einiges." Kein Mitgefühl oder Entschuldigung zu meinem Vater, denn sie hat ihn mehr als gequält.

Anderes Beispiel: sie waren wo und da war eine Frau schwarz angezogen. Sie wurde als Grufti oder eine aus der Gothic-Szene eingeordnet. Meine Vater meinte scherzhaft, wenn meine Mutter sich so anziehen würde - es kam an: wenn du dich nicht so anziehst und schminkst, mag ich dich nicht mehr.

Vor kurzem war sie auf den "Tripp", mein Vater "wäre ein g*** Bock, der sich an den Figuren der Frauen einen abschwitzt". Das hat sie mir erzählt und er später auch. Sie stolz, dass sie das weiß, er gebrochen, dass er mittlerweile Angst hat, heimzukommen, was ihm nun wieder unterstellt werden würde.

Für die Klinik hab ich ihr in ihrer Lieblingsfarbe (rot) ein Seniorenhandy gekauft, weil das andere angeblich nicht mehr ging. Selbst wenn sie nicht schreibe, SMS kann sie empfangen und wenn jmd. anruft, hat das einen extralaute Freisprechfunktion (sie hört sehr schlecht). Sie kam damit nicht klar und sagte mir, dass sie es mitnehme, vllt. freunde sie sich in der Klinik mit jmd. an, die ihr das besser und verständlicher und langsamer erklärt. Ihr altes Handy hatte beim Aufladen gepufft, das hat sie ganz klar gehört (sonst hört sie ja so schlecht), was sie als Explosion identifizierte und - ich kann es nicht fassen - beschuldigte sie meinen Vater eines Mordversuches an ihr, der nicht geklappt hat.

Sie rief eine Bekannte an, erzählte es ihr, und dass er sich das schön ausgedacht hätte, dass ihr das in der Klinik passiert, während er daheim oder in der Arbeit ist - jedenfalls weit weg von ihr - und so ein Alibi hat. Aber nicht mit ihr, denn sie ist nicht blöd. Das sagte sie dann meinem Vater, als er von der Arbeit kam und er sah in der Wahlwiederholung nach, wen sie alles anrief, denn sie sprach in der MZ. Es war zum Glück die Einzige, der er ihr es erklärte und dass das bloß eine "Erfindung" ist und "lediglich" krankheitsbedingt ist.

Vor ca. 6 Wochen waren sie bei uns und er gab mir das Seniorenhandy zurück. Die Batterie hatte zum Glück ins andere Handy gepasst und die "alte" Batterie ist in dem Seniorenhandy. Sie funktionierte einwandfrei, ich konnte keinen Defekt feststellen, was auf eine "Explosion" hindeuten könnte. Ich fragte ihn, ob er jmd. kenne, der/die eines brauche/will und gab es ihm "heimlich" wieder mit, denn ich kannte keinen.

Als sie bei uns waren, war sie völlig normal und man merkt nichts. Aber aus den meist 2-4 stündigen Telefonaten weiß ich aus "Prahlereien", dass dieses Verhalten nicht übereinstimmt. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Vor ca. 5 Jahren kam es immer wieder vor, dass sie aus Begebenheiten mit Jahren Unterschied als eine zusammenfasste und wenn man sie darauf hinwies, hatte man unrecht, was sie sagte, stimme. An eine kann ich mich noch gut erinnern, weil es so abstrakt war. Mehrere Ereignisse von uns 3 Kindern als eine Situation auf meine Person zugeschnitten und das wäre im Laufe eines bestimmten Jahres passiert. Z.B. u.a., dass ich mir morgens immer Donut gekauft hätte. Habe ich nicht, ich wüsste auch nicht, wo ich in dem Kaff hätte welche kaufen können. Ich sprach mit meiner Sr. darüber: sie kaufte sich immer welche, denn es kam morgens eine mobile Bäckerei in der Nähe des Grundstücks. Als meine Mutter wieder mit der Geschichte (natürlich mit zusätzlich oder ersetzten Begebenheit geschmückt) kam, wies ich sie darauf hin, dass meine Sr. die Donuts kaufte: nein, das war ich, ich hab das bloß vergessen.

Das sind jetzt so Sachen, die bis auf die letzte im Laufe von ca. 3 Jahren passierte. Es wird immer schlimmer. Ich weiss nicht, wie gut sie den Ärzten in der Psycho-Somato was vorspielen (ich nenn es mal so) kann. Die Reha war nun 4 Wochen.

Kaum 2 Std. daheim, fing sie mit ihrer Stichelei wieder an. 2 Tage später ein totaler Absturz, wobei ich damit gerechnet hab, dass viele nach 2-3 Tagen nach der Entlassung zusammenbrechen. Auf die Frage, was angedacht war, wenn sie wieder daheim ist, ist angedacht. Also keine Änderung. Ich hoff mal, dass das kein Charakterzur sondern "lediglich" ein Ausdruck ihrer Erkrankung. Ihr Vorhaben, das sie den Ärzten sagte und sich bemühe, zu erreichen, dass selbständiger sein will. Naja, das war sie vorher und ist sie jetzt auch wieder, nur dass sie sich in einer Opferrolle mit Gewalt hält. Will man ihr die gewünschte Freiheit lassen, jammert sie wieder, dass sie nicht geliebt und abgeschrieben wird. Sie kann es nicht leiden, wenn meine Sr., mein Vater und ich uns simsen und fühlt sich ausgeschlossen. Aber dürfen wir die Technik nicht mehr benutzen, weil sie das nicht will und auch nicht will, das zu lernen? Ihr ist einfach am liebsten, man stünde/sitze neben ihr, streichelt ihr die Hand (buchstäblich) und bemitleidet sie. Und wer das nicht macht, ist der Böse.

Aber wie gehe ich damit um? Wie gehen wir als Familienangehörige um? Sie vereinnahmt mich und ich verliere die Kraft - wenn ich aber mit dem Kontakt etwas drossle, bin ich wiederum die böse, die nichts von ihrer Mutter wissen will.

Ich weiß, es ist "bisschen" viel geworden. :-( Ich möcht übrigens versichern, dass ich/wir meine/unsere Mutter nicht hassen.

Ich hoff, Ihr habt irgendwie Verständnis.

LG, Dendrit

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